Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,
Flüchtlinge aus aller Welt machen sich auf den Weg nach Europa. Dorthin, wo Freiheit und Frieden herrscht, dahin, wo es Hoffnung auf ein gutes Leben gibt. Warum machen sich die Menschen auf den Weg? Wo soll ich helfen: hier, wo es jetzt so dringend erscheint oder lieber vor Ort?
In der Liste der Herkunftsländer der Flüchtlinge wird Ghana nicht erwähnt. Angesichts der politischen Freiheit dort hat ein Asylantrag auch kaum Erfolgsaussichten. Aber Menschen aus Ghana machen sich auch auf den Weg. Wenn man trotz einer guten Schulbildung keine Aussicht auf einen Arbeitsplatz hat, fehlt die Perspektive daheim. Und die wirtschaftlichen Aussichten sind nicht verheißungsvoll. Ghana ist trotz Entschuldung in 2004 wieder erneut in der Schuldenfalle, Ghana ist weiterhin vom Export weniger Rohstoffe abhängig und kann den inländischen Finanzbedarf nicht decken. Und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich auch nicht verbessert. Immerhin wird dieser Missstand inzwischen auch deutlich benannt, wie z.B. in einem Interview von Entwicklungsminister Gerd Müller am 26.04.15 mit der Zeitung „Die Welt“. Hier einige Auszüge:
„Viel zu lange hat Europa den afrikanischen Kontinent mit ausgebeutet. Wir Europäer haben wertvolle Ressourcen zu Niedrigstpreisen bekommen und den Arbeitskräften Sklavenlöhne gezahlt. Auch auf dieser Ausbeutung gründen wir in Europa unseren Wohlstand. Nun wundern wir uns, wenn die Menschen in Afrika keine Chancen mehr für sich sehen und zu uns kommen wollen.“
„… internationale Konzerne müssen jetzt beweisen, dass sie ihr Geld von der Öl- bis zur Schokoladenproduktion nicht auf Kosten der Menschen am Anfang der Produktionskette verdienen.“
„Es wird Zeit, dass wir faire Preise dafür an die afrikanischen Produzenten zahlen. Die Marktverhältnisse müssen sich ändern. Nehmen Sie zum Beispiel Kakao aus Ghana. Für eine Tafel Schokolade bezahlen wir bei uns im Discounter 59 Cent. Davon bleiben nur zwei Cent im Anbauland. Wären es nur zwei Cent mehr, also vier Cent, würde das bei dem Schokoladenkonsum in Deutschland 120 Millionen Euro mehr ausmachen.“
„Das alte System vom reichen Europa und dem armen Afrika hat keine Zukunft. Deshalb muss es einen grundlegenden Wechsel in der Entwicklungspolitik geben. Wir brauchen ein ganz neues Denken.“
„Wir müssen Afrika als gleichberechtigten Partner behandeln.“
Ob und wann sich etwas grundlegend ändert, wird sich zeigen. Die Hilfe im Kleinen stößt immer wieder an Grenzen. Aber sie kann zeichenhaft für ein anderes Miteinander stehen und im Leben einzelner etwas bewirken. Deshalb lohnt es sich unverändert, CRAN und das Bemühen der MitarbeiterInnen um eine Verbesserung der Lebensverhältnisse zu unterstützen.
So sind wir froh, dass das Patenschaftsprogramm aus unserer Sicht in diesem Jahr weiter reibungslos läuft. Im Sommer konnten als jährlicher Höhepunkt wieder 22 CESS-Kinder aus der Volta-Region an einem zweiwöchigen Ferienlager der Scripture Union (= Bibellesebund in Deutschland) teilnehmen. Das Ferienlager bringt Schulkinder der unterschiedlichen Jahrgänge zusammen, um gemeinsam zu lernen, Spaß zu haben, Freundschaften zu schließen, Begabungen zu entwickeln und in christlichen Werten zu wachsen.
Da CRAN derzeit die finanziellen Mittel für eigene Projekte fehlt, bewirbt sich CRAN immer wieder um die Mitwirkung bei Entwicklungsprojekten anderer Träger, auch um die Gehälter der Mitarbeiter zu sichern. Da CRAN aufgrund der langjährigen Erfahrung bei landwirtschaftlichen Projekten in der Volta-Region inzwischen ein anerkannter Partner ist, erhielt CRAN in den letzten Monaten den Zuschlag für zwei weitere Projekte:
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CRAN wird über zwei Jahre Beratungsleistungen zur Verarbeitung von Cassava anbieten. Das Projekt wird von der Gates-Stiftung finanziert. Dabei geht es um die Unterstützung der Farmer beim Anbau und bei der Verarbeitung von Cassava. Durch eine zusätzliche Verarbeitung der geernteten Pflanzen zu Mehl oder Gari gewinnen die Farmer zusätzliche Einnahmemöglichkeiten.
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Im August hat CRAN einen Vertrag mit dem Competitive African Rice Initiative (CARI) Marching Grant Fund unterzeichnet. Mit dem Fond, an dem auch die GIZ aus Deutschland beteiligt ist, sollen Initiativen unterstützt werden, die die Wettbewerbskraft von Reisbauern in Westafrika erhöht. In den nächsten zwei Jahren wird CRAN Schulungen zu unterschiedlichen Themen durchführen: praktische Schulungen im Anbau von Reis und Ergänzungsgetreide sowie Schulungen zu Geschäfts- und Finanzthemen und Ernährung.
Die im letzten Jahr begonnene zweite Phase des staatlichen Reisprojekts in der Volta-Region ist angelaufen. CRAN betreut dort weiterhin ca. 1.500 Farmer in 27 Tälern. Inzwischen sind die Landarbeiten voll im Gange, allerdings mit unterschiedlichem Stand. Abhängig vom Start der Arbeiten ist die Einebnung des Lands zu 30 bis 80 % abgeschlossen. Durch diese Maßnahme wird eine Verdoppelung der Ernte erwartet. CRAN besucht derzeit erneut alle Gruppen, um sie auf eine effektive Bearbeitung der neuen Anbauflächen vorzubereiten.
In Hohoe besitzt CRAN seit 2010 eine eigene Radiostation. Da der regionale Sender in den ersten Jahren immer wieder ein Zuschussgeschäft war, ist CRAN unverändert bemüht, einen Betreiber zu finden. Die Station ist aber ein großes Plus für die Bewerbung von CRAN bei Projekten, da damit die Kommunikation mit der betroffenen Landbevölkerung sichergestellt werden kann. So gibt es beim Reisprojekt feste Sendezeiten, in denen es spezielle Sendungen für die Reisbauern gibt, also Unterricht per Radio. Da die Sendungen auch in den Projektbudgets eingeplant sind, hat sich die Einnahmesituation des Senders verbessert und der Zuschussbedarf ist in der letzten Zeit entfallen. Das Konzept mit der Radiostation funktioniert also derzeit gut!
Die Pläne zum Aufbau neuer christlicher Gemeinden in der Umgebung von Cape Coast sind zwischenzeitlich wieder beendet worden. Es hat sich herausgestellt, dass in den letzten Jahrzehnten überall schon Gemeinden entstanden sind bzw. immer Gemeinden in der Nähe bestehen. Um den Gemeindeaufbau zu unterstützen, gibt es regelmäßig mehrtägige Einsätze von Teams aus Christen aus der Umgebung. Die Teilnahme von CRAN-Mitarbeitern an solchen Einsätzen lässt sich aber nicht mit den laufenden Aufgaben von CRAN verbinden. Von daher bringt CRAN sich wie schon in der Vergangenheit – soweit möglich – vorrangig finanziell ein, um die Einsätze der örtlichen Studentenmission in der Region zu unterstützen. Aktuell wird auch Geld für ein eigenes Kirchengebäude in Dutch Komenda beigesteuert, die dortige Gemeinde ist von CRAN mit aufgebaut worden.
Im Versicherungsbereich hat es keine Veränderung gegeben. CRAN kann die finanziellen Sicherheiten nicht stellen, um eine Lizenz zum Versicherungsbetrieb oder für das Maklergeschäft zu erhalten. Die Bemühungen um einen Kooperationspartner sind auch erfolglos verlaufen. Damit kann CRAN in dem Bereich nicht mehr tätig sein.
CRAN prüft nun die letzte Möglichkeit, als Agent für eine Versicherung zu vermitteln, da der Bedarf an einer finanziellen Absicherung von alltäglichen Risiken unverändert hoch und sinnvoll ist. Gerade die Absicherung der Kleinkredite durch eine entsprechende Risikoversicherung war eine große Hilfe in unerwarteten Notlagen.
Wo sind wir als Freundeskreis derzeit aktiv?
Wir haben uns in den letzten Monaten neben den laufenden Aktivitäten für CESS stärker mit der Frage beschäftigt, wie wir künftig CRAN besser unterstützen können bzw. wie es gelingen kann, dass CRAN auch wieder verstärkt eigene Projekte in den beiden Regionen umsetzen kann.
Um eigene Projekte realisieren zu können, brauchen wir entweder zusätzliche freie Spenden oder Projektpartner, mit denen eine Finanzierung zustande kommen kann. Hier haben wir in den letzten Monaten begonnen, Kontakte in Deutschland zu knüpfen und mit CRAN über eine Zusammenarbeit zu beraten. Es gibt mehrere Ansätze, für die CRAN derzeit passende Projekte auswählen muss bzw. die in den nächsten Monaten weiter konkretisiert werden müssen. Wir hoffen, dass über diesen Weg CRAN wieder neue Aktivitäten entfalten kann.
Um weitere Unterstützer in Deutschland zu gewinnen, haben wir in diesem Sommer die Möglichkeit für eine „Deutschlandtournee 2016“ von CRAN-Mitarbeitern geprüft. Diese Reise soll aber auch allen bisherigen Unterstützern – also Ihnen! – die Chance zur persönlichen Begegnung bieten! Bisher steht nur der grobe Rahmen: Aus Ghana werden – vorbehaltlich der Erteilung der Visa- Benedicta Afram als CESS-Koordinatorin und Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit aus Cape Coast und Emmanuel Asior, Regionalmanager in Hohoe nach Deutschland kommen. Damit haben wir Gäste, die direkt aus erster Hand über alle CRAN-Themen, über die CESS-Patenschaften und über Ghana allgemein viel berichten können. Die Reise soll im Zeitraum Mitte Mai bis Anfang Juni stattfinden (nach Pfingsten für 2-3 Wochen). Alle weiteren Details, wie die genauen Reisedaten und die ersten Stationen, werden im Rahmen der kommenden Mitgliederversammlung Ende Oktober geplant.
Wer dazu Anregungen oder Angebote hat, kann sich gerne beteiligen. Wenn Sie also einen Besuch in Ihrem Heimatort wünschen, um selbst mehr zu erfahren oder Ihren Nachbarn, Freundinnen oder Kollegen einmal CRAN vorstellen wollen, kann dort gerne eine weitere Station eingeplant werden. Sprechen Sie mich an! Telefonnummer und Email sind in der Fußleiste zu finden. Wir brauchen an jeder Station Menschen vor Ort, die einen Raum stellen oder beschaffen können, die einfach mitmachen. Das Veranstaltungsformat kann völlig unterschiedlich aussehen: vom kleinen Kreis zu Hause über einen Besuch in einer bestehenden Gruppe oder in einer Schule bis hin zu einer öffentlichen Veranstaltung.
Sonderspenden für die Reise sind auch eine große Hilfe, da die Kosten der Reise, die schätzungsweise ca. 3 TEUR zzgl. eventuell anfallenden Veranstaltungskosten betragen, komplett von unserer Seite gedeckt werden.
Über die weiteren Planungen werden wir auf jeden Fall rechtzeitig informieren.
Ein weiteres Thema der letzten Monate war die Gewinnung von PrivatinvestorInnen für CRAN Microfinance. Wie im letzten Rundbrief bereits beschrieben wird finanzielle Unterstützung benötigt, um bis Mitte 2016 die gesetzlichen Auflagen an die Eigenkapitalausstattung zu erfüllen und damit alle Filialen erhalten zu können. CRAN fährt hier derzeit zweigleisig: Neben der Suche nach größeren Investoren in Ghana ist die Einbindung von Privatpersonen gewünscht, die die Vision von CRAN („Communities without poverty“) teilen. Cordaid (eine der größten niederländischen Hilfsorganisationen), die bisher maßgeblich an CRAN Microfinance finanziell beteiligt sind, begrüßt diese Vorgehensweise sehr.
Das Angebot zur Beteiligung an CRAN Microfinance (zwischen 1.000 und 20.000 EUR möglich) habe ich bereits im letzten Rundbrief vorgestellt. Die Erstellung der Unterlagen ist inzwischen weitgehend abgeschlossen und auch die letzten technischen Fragen (Wie kann einfach und kostengünstig der Geldtransfer zwischen Ghana und Deutschland abgewickelt werden?) sind fast geklärt. Daher sollen die Beteiligungsunterlagen (komplett in englischer Sprache) im November veröffentlicht werden. Es werden unverändert eine langfristige Beteiligungsmöglichkeit in Form von Vorzugsaktien (mit Dividende) und Schuldverschreibungen (mit fester Verzinsung) angeboten werden. Die Unterlagen werden auf der Homepage verfügbar sein. Die Rundbriefempfänger mit Emailanschrift werden eine kurze Information per Mail erhalten. Wer die Unterlagen direkt erhalten will, kann sich gerne bei mir vormerken lassen. Diejenigen, die bereits nach der Ankündigung im letzten Rundbrief ihr Interesse signalisiert haben, sind weiterhin vorgemerkt.
Da es sich um eine direkte Beteiligung an CRAN Microfinance handelt, werden auch alle künftigen Unterlagen und Schreiben in englischer Sprache sein. Bei Verständnisfragen stehe ich aber gerne zur Verfügung.
Die oben bereits erwähnte diesjährige Mitgliederversammlung wird unverändert am 31.10.2015 stattfinden, und zwar von 10 – 17 Uhr in der Freien Evangelischen Gemeinde Rhein-Sieg (Buschberg 5, 53757 St. Augustin-Buisdorf). Zu dem Treffen sind alle eingeladen, die einfach mehr von CRAN und den laufenden Aktivitäten mitbekommen wollen. Im Mittelpunkt wird dabei sicherlich die gemeinsame Vorbereitung der Deutschlandreise stehen. Für Anmeldungen oder bei Fragen zu dem Treffen bitte mich ansprechen oder anschreiben.
Und für alle, die Weihnachtsgeschenke – es ist bald soweit – über das Internet bestellen sollten, sei noch einmal auf bildungsspender.de hingewiesen: Beim Bildungsspender CRAN auswählen und dann über den Bildungsspender den gewünschten Händler aufrufen – und CRAN erhält einen Teil des Kaufpreises! Beim Online-Kauf von Bahntickets kann der Bildungsspender übrigens auch eingesetzt werden.
Es ist nun wieder ein langer Brief geworden, aber ich hoffe, dass er wieder einen guten Einblick in die aktuelle Arbeit von CRAN und des Freundeskreises geben konnte. Ich möchte allen danken, die auf vielfältige Weise mithelfen und hoffe, dass wir in der nächsten Zeit noch weitere Projekte in Angriff nehmen können.
Ich wünsche Ihnen ebenso Gottes Segen für Ihren Alltag und verbleibe mit herzlichen Grüße vom gesamten Vorstand
Gerd Eibach