CRAN Rundbrief Nr. 70, November 2016

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Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,

die Präsidentenwahl steht erst noch bevor! In Ghana wird am 7. Dezember – hoffentlich wieder gewaltfrei und ohne Unregelmäßigkeiten – ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt. Kontinuität gewünscht oder Zeit für Veränderung? Diese Fragestellung habe ich bei den lebhaften Diskussionen über die Wahl mit unseren Gästen aus Ghana vor einigen Monaten wahrgenommen. Bei CRAN erleben wir immer wieder beides. Das Ausbildungsprogramm CESS läuft kontinuierlich weiter, Möglichkeiten zum Helfen sind auch wie gewohnt gegeben – aber auf der anderen Seite verändern sich durch die Projekte die Lebensbedingungen der Menschen. Neue Chancen. Beides hat in dieser Ausgabe mit den Schwerpunkten Bildung (CESS und Schulen) und Landwirtschaft seinen Platz.

Beginnen möchte ich aber mit einer personellen Veränderung:

Im September hat uns die Nachricht überrascht, dass Benedicta Afram, die aufgrund ihrer Verantwortung für CESS und die Öffentlichkeitsarbeit in vielen Fällen unsere erste Ansprechpartnerin gewesen ist, CRAN verlässt, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Wir sind froh, dass sie CRAN weiterhin ehrenamtlich unterstützen wird. Die Verantwortung für CESS hat Teye Kodzi unternommen, der als langjähriger Mitarbeiter für die Projekte in Cape Coast zuständig ist und CESS auch schon früher betreut hat. Von daher gibt es hier erstmal keine neuen Gesichter für uns.

Nach der Deutschlandreise haben wir aufgrund von aktuellen Preisentwicklungen in Ghana gemeinsam die CESS-Kalkulation überprüft. Es gab Kostensteigerungen insbesondere im Bereich der Secondary High Schools (d.h. im weiterführenden Schulbereich) durch höhere Schulgebühren und für die Internatsunterbringung. Die vorsichtige Kalkulation vor zwei Jahren ermöglicht es, dass wir den in 2014 ermittelten Richtwert von 15 Euro noch beibehalten können. Dieser Betrag gilt jetzt allerdings als Untergrenze für neue Patenschaften. Bestehende Patenschaften können selbstverständlich auch mit einem niedrigeren Betrag fortgesetzt werden. Wir haben die betroffenen Paten und Patinnen zwischenzeitlich bereits informiert und möchten uns hier herzlich bei allen bedanken, die ihre monatliche Unterstützung erhöhen konnten und dies direkt getan haben. Danke für die zusätzlichen Mittel, die dazu beitragen, dass wir weiterhin alle CESS-Kosten decken können.
Eine allgemeine CESS-Unterstützung ohne konkrete Patenschaft ist unverändert mit einem geringeren Betrag möglich und hilft, Finanzierungslücken bei CESS zu schließen.
Durch solche allgemeinen CESS-Spenden bzw. konkrete Sonderspenden war es im letzten Sommer möglich, dass 29 CESS-Kinder aus der Voltaregion an einem der Sommerlager, die regelmäßig von der Scripture Union, einer christlichen Hochschulorganisation, an verschiedenen Orten organisiert werden, teilnehmen konnten. Weitere 11 Kinder aus Abakam konnten aufgrund einer lokalen Spende an einem anderen Lager teilnehmen.

In Hohoe haben insgesamt 442 Schüler und Schülerinnen an dem 14-tägigen Lager in einer Schule teilgenommen. Auch wenn es ein christliches Programm ist, waren 165 muslimische Kinder dabei. Schüler und Studenten begegnen sich in einer Ferienatmosphäre, auch wenn Unterricht in normalen Schulfächern auf dem Programm steht. Es bleibt genug Zeit für eine Menge Spaß und für neue Freundschaften. Es wird versucht, die natürlichen Talente der Kinder zu fördern, ihre Fähigkeiten zu stärken und ein eigenes Selbstverständnis aufzubauen. Dazu gehört auch das gemeinsame Bibellesen: Was gehört zum christlichen Glauben dazu, welche Werte können mein Leben bestimmen und was hat das mit einem erfüllten Leben zu tun?
Die Kinder haben die Zeit sehr genossen und wollen das Gelernte ins neue Schuljahr mitnehmen und ihr Bestes geben. Sie wünschen sich, dass CRAN auch im nächsten Jahr wieder die Teilnahme ermöglicht und so wollen wir das Programm auch in 2017 gerne wieder finanziell unterstützen.

Die allgemeine Schulausstattung ist immer wieder ein Problem. So hat CRAN in diesem Jahr die notwendige Ausbesserung des vorhandenen Lehrermobiliars (je 5 Stühle und Schreibtische im Lehrer- wie auch in den Klassenzimmern) in der Schule in Abakam finanziert. Die bisherigen Möbel stammten bereits aus alten CRAN-Beständen. Neue Möbel sind aufgrund der hohen Holzpreise nicht finanzierbar. Die Bibliothek in Musunkwa, deren Aufbau vor ca. 5 Jahren durch eine ausländische Stiftung ermöglicht wurde, ist ein weiteres Beispiel. Die Schulkinder nutzen den Buchbestand rege und die 10 vorhandenen PC’s sind voll im Einsatz. Angesichts der Vielzahl an Schülern wäre aber eine Aufstockung des PC-Bestands notwendig und auch in den Bücherregalen ist noch Platz. Die Bibliothek selbst befindet sich aber in einem guten Zustand.

Für das Schulprojekt „Anthony Community School“, über das wir Anfang des Jahres berichtet haben, sind in den vergangenen Monaten einige Spenden eingegangen. Mit diesem Grundstock sind wir in der Lage, einen Antrag auf Unterstützung bei einer öffentlichen niedersächsischen Stiftung zu stellen, da wir den benötigten Eigenanteil (bei dem auch die Arbeitsleistung der Dorfgemeinschaft angerechnet wird) damit fast zusammen haben. Wir hoffen über diesen Weg den Schulbau im nächsten Jahr zu schaffen und dann die Ausbaustufen (Lehrerwohnung, Kindergarten, Schulbibliothek) in Angriff nehmen zu können.
Kommen wir nun zur Landwirtschaft:

Das Mühlenprojekt in der Umgebung von Cape Coast (siehe letzter Rundbrief), das mit der Finanzhilfe der deutschen Botschaft im April diesen Jahres starten konnte, wird in diesem Monat zum Abschluss kommen. Das größere geschlossene Gebäude, in dem die Mühlen untergebracht sind, ist weitgehend fertig, das zweite offenere Gebäude ist noch in Fertigstellung.

Im Unterstand wird der gemahlene Maniok untergestellt und auf entsprechenden Ablagen getrocknet. Mehr dazu nach der Inbetriebnahme!

Im letzten Rundbrief haben wir private Kreditgeber gesucht, die die Anschaffung von mehreren landwirtschaftlichen Maschinen in der Voltaregion ermöglichen. Die vorgesehene Kreditsumme von 40 TEUR ist eingegangen – danke an alle, die dazu beigetragen haben! – und zwischenzeitlich an CRAN überwiesen worden. Bezüglich der Maschinen hat es allerdings einige Veränderungen gegeben. Nach Beratungen, u.a. mit einem Unidozenten, der auch als Berater für das Landwirtschaftsministerium tätig ist und bereits Erfahrung mit den Maschinen habt, wurde von dem bisher geplanten Modell Abstand genommen. Stattdessen wurde Ende Oktober eine größere Erntemaschine (s.o.) bestellt (mit Rabatt für 27 TEUR), die in der ersten Dezemberhälfte geliefert wird. Für das restliche Geld sollen jeweils zwei Erweiterungen für zwei bereits vorhandene power tiller (Ackerfräsen) angeschafft werden, so dass diese auch zum Ernten eingesetzt werden können. Die Maschinen sind bei den Bauern gefragt und die Mitarbeiter in Hohoe sind unverändert davon überzeugt, das die Anschaffungskosten durch die Vermietungen wie geplant erwirtschaftet werden. Wir sind auf die ersten Erfahrungen gespannt!

Wie sich der Reisanbau in der Voltaregion verändert, zeigen die Infos zum „CARI“-Projekt (Competitive African Rice Initiative). CARI ist ein weiteres Projekt zur Steigerung des Reisanbaus, an dem CRAN seit Ende 2015 mitwirkt und das Anfang 2017 ausläuft, in dessen Verlauf CRAN inzwischen mehr als 3.800 Bauern unterstützt hat. Während es am Anfang schwer war, die Bauern vom Nutzen des Projekts zu überzeugen, sind zuletzt die Bauern von sich aus zum CRAN-Büro gekommen, um nachzufragen, ob sie an dem Programm teilnehmen können. Das Interesse der jungen Leute am Reisanbau als Erwerbsmöglichkeit ist deutlich gestiegen – und auch die Erträge: Ein Bauer bearbeitet beispielsweise jetzt 2 statt 0,5 Acre (1 Acre = 4047 qm) mit gutem Ertrag, ein anderer hat statt 1,5 nun 3,21 Tonnen Reis geerntet.

Die beiden Reisprojekte, an denen CRAN in der Voltaregion mitwirkt, laufen Ende 2016 bzw. Anfang 2017 aus. Ob CARI verlängert wird, ist noch in Klärung.

Rückblickend auf 2016 haben wir unverändert viele Baustellen in Ghana: Es gibt viele Ideen, die auf Umsetzung warten, um den Menschen vor Ort bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Und oft stoßen wir an unsere finanziellen Grenzen und kommen nur in kleinen Schritten voran. Aber unsere Geschwister in Ghana sind immer wieder dankbar für unsere langjährige verlässliche Hilfe und Anteilnahme. Diese Partnerschaft ist ihnen sehr wertvoll. Und dazu haben in diesem Jahr wieder viele – manchmal sehr verlässlich, manchmal überraschend – beigetragen. Mit diesem Rückhalt wünsche ich mir, dass wir im neuen Jahr das eine oder andere Projekt umsetzen können und viele Kinder weiterhin ohne finanzielle Sorgen zur Schule gehen können.
Bevor aber das neue Jahr startet, wünsche ich uns allen, dass wir die vor uns liegende Advents- und Weihnachtszeit fröhlich feiern können und wir uns selbst durch Gott beschenken lassen. Er meint es gut mit uns!

Bis zum nächsten Rundbrief alles Gute und herzliche Grüße vom gesamten Vorstand

Gerd Eibach