Rundbrief Nr. 5, September 2022

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer vom Ghana Freundeskreis, vor kurzem sind wir (4 Vereinsmitglieder) vom erstem Besuch seit Beginn der Pandemie und gleichzeitig vom ersten Besuch bei Blue Horizon Aid (BHA) aus Ghana zurückgekehrt. Wie üblich gab es eine Menge an Eindrücken und an Ideen. Die Zeit war wechselhaft: Auf der einen Seite war es beeindruckend die Orte zu besuchen, an denen wir in den letzten 2,5 Jahren auf unterschiedliche Weise helfen konnten und jetzt zu erleben, dass die Hilfe das tägliche Leben verbessert hat. Aber auf der anderen Seite hatten wir das Gefühl, dass für jedes abgeschlossene Projekt direkt mehrere neue Projekte an uns herangetragen wurden. Häufig kam der Wunsch nach weiterer Hilfe zur Sprache. Wofür reichen unsere Mittel? Was können wir überhaupt bewegen? Und ist es nicht schwer, manche sinnvolle Projektidee ans Ende der Liste setzen zu müssen, weil die Mängel nicht so gravierend wie an anderer Stelle sind? Aber jedes umgesetzte Projekt schafft ein wenig Hoffnung, so wie es das Motto von BHA (s. rechts) auf den Punkt bringt („Hoffnung zu den Hoffnungslosen bringen“), und das ist es wert.

Unsere Reisegruppe & das fast komplette BHA-Team

Es war ein ausgefüllter Arbeitsbesuch: Wir haben in den gut zwei Wochen Projektorte in drei Küstenregionen besucht, insgesamt 12 Schulen besichtigt, zweimal Spenden an Schulmaterial übergeben können und zwei neue Schulgebäude eingeweiht. Wir haben einen der Holzmärkte in Accra besucht und dort über die nächsten Schritte für ein Ausbildungsprojekt gesprochen. Wir haben uns mit den Verantwortlichen von BHA und CRAN zum Austausch über die Patenschaftsprogramme getroffen und das Team von BHA näher kennengelernt. Über einiges werden wir hier berichten. Wer noch ein wenig mehr, auch von den weiteren ungenannten Erlebnissen, erfahren möchte, kann auf unserer Homepage die Nachricht „Unterwegs in Ghana“ mit unseren täglichen Reiseeindrücken aufrufen.

Jetzt oder nie: Die 60.000 €-Frage“ – Es hat geklappt!

Dieses Projekt hat unsere Arbeit seit einem Jahr geprägt. Wir konnten vor Ort die Einweihung des neuen Gebäudes mitfeiern. Die schnelle Fertigstellung hat überrascht, alle haben damit gerechnet, dass der Bau nicht 6 Monate, sondern eher 2 Jahre dauert. Und jetzt kann das Gebäude bereits nach 5 Monaten genutzt werden und das ist gut: Der bisher zweigeteilte Unterricht ist Mitte August aufgehoben worden und so wurden die Räume dringend benötigt.

Die Festversammlung von oben, im Hintergrund das neue Gebäude

Als zusätzliches Geschenk haben wir noch 50 Flöten für den Musikunterricht mitgebracht, die gerne in Empfang genommen wurden. Damit haben die Jugendlichen die Chance, weitere Talente auszuprobieren. Und beim Festprogramm haben wir entdecken können, dass bereits jetzt Flöte gespielt wird.

Aufgrund der steigenden Preise konnte BHA leider nicht im Plan bleiben, das Gebäude hat letztendlich 75 statt 60 Tsd. Euro gekostet. An Spenden sind bisher 44 Tsd. Euro eingegangen, so dass wir unverändert Spenden für das Projekt gebrauchen können.

Abompuniso Basic School – Neues Kindergartengebäude

Auch hier konnten wir die Einweihung als Ehrengäste mitfeiern. Nach zahlreichen Reden, selbstverständlich auch einer von uns, wurde das Gebäude an die Verantwortlichen vor Ort für den Schulbetrieb übergeben und das Ereignis und die Gäste in vielen Bildern festgehalten. In den Gesprächen am Rande wurde deutlich, dass das Gebäude – zusammen mit dem zweiten Neubau gesponsert durch eine örtlich ansässige Minengesellschaft – die Raumsituation für die Kindergartenklassen deutlich entspannt. Für die weiteren Klassen wäre aber auch ein Erweiterungsbau notwendig, da die Klassenräume angesichts der Kinderzahl zu klein sind. Und auch andere Schulleiterinnen haben den Anlass genutzt, um vorbeizuschauen und auf ihre Schule aufmerksam zu machen.

das neue Kindergartengebäude
Ansprache der Vertreterin der Schulbehörde vor der Festgesellschaft

Musikalische Begleitung nach der Übergabe

offizielle Eröffnung des neuen Gebäudes


Hilfe für Schulen

Ansprache des Schulleiters bei der Übergabe

An zwei weiteren Schulen konnten wir mit Schulmaterial weiterhelfen. An der Lashibi Old TMA JHS haben wir 12 Laptops übergeben können, die mit Begeisterung in Empfang genommen wurden. Bereits der zuvor gespendete Beamer ist eine gute Hilfe für die Lehrkräfte beim Unterrichten. Es wurde auch hervorgehoben, dass die Spende etwas Besonderes ist: Es gibt zahllose Schulen, die Laptops benötigen und ausgerechnet hier gab es jetzt eine Spende.

Übergabe des Materials vor Vertretern der Elternschaft und der Lehrkräfte

In Dwenase konnten wir aufgrund einer Sonderspende bei unserem Besuch eine große Anzahl an Schulbüchern übergeben. Der notwendige Schrank für die Bücher ist noch nachzuliefern. Auch dort wurde betont, dass eine Unterstützung von außen nicht selbstverständlich ist und daher die gespendeten Schulbücher gewissenhaft und sorgfältig eingesetzt werden sollten.

Bei unseren Besuchen an den verschiedenen Schulen haben wir immer wieder Mängel beobachtet. Es beginnt beim Schulmaterial , wo wir immer wieder einmal mit einer Lieferung helfen konnten und dies auch weiterhin tun werden. An allen Schulen war aber auch ersichtlich, dass Instandhaltungsmaßnahmen nötig sind – bis hin zu Neubauten für beschädigte oder grundsätzlich fehlende Gebäude. Wir sind dabei mehrfach überrascht worden, dass die Lehrkräfte oder Schulleitungen weiterhin motiviert unterrichten. Wenn einzelne Schulkinder trotz der widrigen Bedingungen einen guten Abschluss erreichen, ist dies ein Erfolg, der Mut zum Weitermachen macht.

Ausbildungsmöglichkeiten für die Jugend

In der Werkstatt: ein Mitarbeiter „testet“ das Musterexemplar für Schulbänke

Immer wieder stellt sich für uns die Frage, welche Berufsaussichten die jungen Menschen in Ghana haben, sei es mit oder ohne einen guten Schul- oder Universitätsabschluss. Seit einiger Zeit hat BHA Kontakt zu einer gut laufenden Tischlerei in Accra. Dort haben wir zuletzt unsere Schulbänke herstellen lassen, der Tischler unterstützt unsere Arbeit. Gleichzeitig ist er selbst bemüht, den Jugendlichen in seinem Stadtteil eine Perspektive durch eine Ausbildung zu geben. Hier will BHA eine Kooperation aufbauen, da der Tischler mit einer zweiten Werkstatt weitere Jugendliche beschäftigen und ausbilden könnte. Nach einem Jahr sollen sich die Jugendlichen dann selbstständig machen. Für Tischler gibt es ausreichend Arbeit und Accra ist eine große Stadt mit großem Bedarf. Wir haben den Tischler und seine Werkstatt vor Ort kennenlernen können und auch die Umgebung ein wenig erkundet. Für weitere Infos: BHA hat im Newsletter Juli 22 die Werkstatt und das Vorhaben ausführlich vorgestellt.

Wie geht es weiter?

Ein Beispiel für den Bedarf: Dies sind Klassenräume!

Die Mitarbeitenden von BHA werden die Ergebnisse der Reise in den nächsten Wochen auswerten und eine Bedarfsliste mit den notwendigen Prioritäten erstellen. Drei Vorhaben haben sich aber bereits herauskristallisiert, für die wir Fördermittel beantragen wollen und so die Finanzierung sicherstellen möchten:

In allen Schulen haben wir beschädigte Möbel gefunden. Hier fehlt eine Rückenlehne, dort ist ein Riss in der Tischplatte. Für solche Kleinreparaturen fehlt das Geld. Hier wollen wir helfen, damit die vorhandenen Möbel wieder genutzt werden können und Reparaturen billiger als Neuanschaffungen sind. Mitarbeiter „unserer Tischlerei“ werden zu mehreren Schulen, mit denen wir in Kontakt stehen, hinfahren und den Bedarf ermitteln und einen Kostenvoranschlag erstellen. Dann können wir aktiv werden.

Alle besuchten Schulen haben Probleme mit ihren Gebäuden. Für die Schule in Dwenase, die wir besuchen konnten, fehlt ein Gebäude für die JHS-Klassen. Unter Abwägung unserer Möglichkeiten, der bisherigen Unterstützung für den Ort und der Notwendigkeit für ein Gebäude sind wir gemeinsam der Ansicht, dass dies das nächste Schulprojekt sein sollte, dass wir angehen wollen.

Und zuletzt steht das oben schon beschriebene Ausbildungsprojekt im Tischlereihandwerk im Fokus. Die Vorarbeiten sind jetzt durch BHA zu leisten: Was wird konkret benötigt und wo beschafft? Wie soll die Unterstützung ablaufen? Wie sollen die jungen Leute nach der Ausbildung beim Einstieg in die Selbstständigkeit unterstützt werden? Es gibt eine Menge Fragen, die zunächst zu klären sind. Wir gehen davon aus, dass wir erst im nächsten Jahr eingebunden werden, wenn die Umsetzung mit der Frage nach der Finanzierung ansteht.

Wasserprojekte

Die in den letzten beiden Jahren realisierten zwei Wasserprojekte konnten von uns besucht werden. In den Treffen mit Dorfvertretern wurde deutlich, dass die Wassertanks bzw. die neue Leitung eine große Hilfe für die Orte sind und die Tanks gut betreut und genutzt werden. Zum Dank hat BHA sogar zwei Grundstücke zur freien Verwendung in einem Ort geschenkt bekommen.

CESS-Treffen mit Doris & Felix im CRAN-Office

CESS- und EDS-Patenschaften

Momentan haben wir insgesamt 97 Patenschaften, davon laufen 37 bereits über EDS. Während unserer Zeit in Ghana konnten wir uns auch mit den Verantwortlichen für die beiden Patenschaftsprogramme treffen und ausführlich über alle anstehenden Themen reden. Zu den zahlreichen Ergebnissen wird es parallel zum Rundbrief ein gesondertes Schreiben an alle Patinnen und Paten geben.

Mehr Infos und Begegnung gewünscht?

Am 29.10.22 findet unsere diesjährige Mitgliederversammlung in Hannover statt. Wer dabei sein will, insbesondere zum Reisebericht am Nachmittag (14.30 Uhr), ist herzlich eingeladen. Details zum Treffen gibt es direkt bei mir oder unter den Nachrichten auf der Homepage. Die nächste Videokonferenz „BHA meets GFK“ findet am 13.01.23 statt und bietet die Gelegenheit, direkt mit den Mitarbeitenden von BHA ins Gespräch zu kommen.

Zu den laufenden Aktivitäten gibt es eine Vielzahl von Informationen und Bildern auf unsere Homepage ghana-freundeskreis.de, ein Aufruf lohnt sich immer wieder. So sind u.a. im aktuellen BHA Newsletter August 22 Bildergalerien von beiden Einweihungsfeiern zu finden.

Wir haben vor Ort viel Dank für unsere Unterstützung erhalten. Öfters kam es zur Sprache, dass es etwas Besonderes ist, Hilfe von Menschen aus dem Ausland zu erhalten, die einen nicht kennen und die einfach so spenden. Diesen Dank gebe ich gerne an alle weiter, die mit ihrer Unterstützung in den letzten Jahren zur Realisierung der verschiedenen Projekte beigetragen haben. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir auch in diesen Zeiten mit allen Preissteigerungen nahezu unverändert treu unterstützt werden. Wir wissen nicht, was möglich sein wird, aber wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam weitermachen zu können und so Hoffnung auszuteilen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie genauso hoffnungsvoll in Ihrem Alltag unterwegs sein können.

Hoffnung und Frieden sei mit uns allen!

Herzliche Grüße vom gesamten Vorstand
Gerd Eibach
(Vorstandsvorsitzender)