CRAN-Rundbrief Nr. 61, Februar 2013

Rundbrief 61 02.13

Liebe CRAN-Freunde,

seit dem letzten Rundbrief ist schon wieder viel Zeit vergangen. Trotz der langen „Funkstille“ ist einiges in den letzten Monaten passiert und so hoffe ich, dass der Brief wieder sowohl etwas vom Leben in Ghana und den Tätigkeiten von CRAN als auch von den aktuellen Aktivitäten im CRAN Freundeskreis übermitteln kann.

Ghana ist ab und zu in den Schlagzeilen – sei es zur Präsidentenwahl im Dezember oder beim African Cup of Nations, der kontinentalen Fussballmeisterschaft. Ist es gut, wenn man nur selten in die Schlagzeilen gerät?

Ghana hat in den letzten Monaten wieder gezeigt, dass das Land eine gute demokratische Tradition hat. Sowohl nach dem Tod des Präsidenten Atta Mills, dem dann verfassungsgemäß John Dramani Mahama folgte, als auch nach dessen Wiederwahl im Dezember war Ghana nur kurz in den Schlagzeilen. Der unerwartete Wechsel im Juli lief völlig ruhig ab, bei der Wahl im Dezember gab es eine Wahlbeteiligung von über 80 Prozent und die Proteste aufgrund von Vorwürfen der Wahlmanipulation haben sich schnell von der Straße an die zuständigen Gerichte verlagert. Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs sind aber noch nicht gefallen.
Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, dem kann ich folgende Webseite empfehlen: http://www.africanelections.org/ghana/news.php
Ein Beispiel für das Echo in den deutschen Medien findet sich in den Anlagen dieses Rundbriefs und zwar die Internetberichterstattung der ARD mit jeweils einem Artikel.

 

CRAN wird in diesem Jahr ein wenig feiern. Die Überlegungen zum 20jährigen Jubiläum haben begonnen, Details haben wir noch nicht erfahren. Die Verantwortlichen aus der Voltaregion haben die Gelegenheit bereits genutzt, einige Erfolgsgeschichten oder vielleicht auch nur Projektberichte aus den letzten Jahren zusammenzustellen. Aufgrund der Länge des Berichts folgt gleich nur ein Beispiel, der vollständige Bericht ist bereits auf unserer Homepage zu finden. Wer den ganzen Bericht lesen möchte, aber keine Möglichkeit zum Internetzugriff hat, kann gerne den Bericht bei mir abfordern.

Im Rahmen des Projekts zum Erhalt des gemeindlichen Waldbestandes (AACFCP) stellte CRAN der Amenuveve-Händlergemeinschaft Mikrokredite in Gesamthöhe von rund 9.000 GH₵ (ca. 3.500 €) zur Verfügung. Der Gemeinschaft gehören etwa sechs Frauen und zwei Männer an, die als Kleinhändlerinnen und -händler in Gbledi Chebi nahe des Afadjato Bergs in der Gemeinde Hohoe arbeiten. Ziel des Projekts war es, alternative Einkommensquellen für die Gemeinde zu erschließen, damit diese nicht auf den Abbau des Waldbestandes zurückgreifen muss. Etwa zehn Gruppen wurden unterstützt, und die Amenuveve-Händlergemeinschaft stach positiv heraus: Sie konnte eine 100-prozentige Rückzahlquote für alle Kredite vorweisen, die sie in Anspruch genommen hatte (etwa vier Kreditzyklen à sechs Monaten).

Besonders hervorzuheben ist Victoria Sumily, die Leiterin der Gruppe. Sie ist 27 Jahre alt und Mutter von drei Kindern. Vor etwa fünf Jahren schloss sie die Senior High School ab. Da ihr die finanzielle Unterstützung fehlte, konnte sie ihre Ausbildung nicht fortsetzen, obwohl sie exzellente Leistungen erbrachte. Als dann der Vater der Kinder sie verließ, um nach Accra zu gehen, entschied sie sich dazu, als Händlerin zu arbeiten, um ihre Kinder versorgen zu können. Sie schloss sich CRAN’s AACFCP-Projekt an und wurde aufgrund ihres großen Engagements und ihres inspirierenden Wesens von den Mitgliedern ihrer Gruppe als Vorsitzende gewählt. Mithilfe der Darlehen, die sie erhielt, konnte sie die Utensilien für ihr Palmölgeschäft erwerben, und durch das Geschäft konnte sie schließlich ein Stück Land kaufen und hat mit dem Bau eines Gebäudes beginnen. Als ob das nicht genug wäre, besuchte sie zudem noch eine Schule zur Ausbildung als Lehrerin.

Im letzten Rundbrief habe ich über das neue Bürogebäude für CRAN und die aufgrund der fehlenden Eigenmittel ins Stocken geratene Renovierung berichtet. Im Vorstand und auf unserer Mitgliederversammlung haben wir sehr intensiv diskutiert, ob und wie wir hier helfen können. Inzwischen haben wir private Darlehensgeber gewinnen können, die eine ausreichenden Darlehenssumme zur Verfügung gestellt haben, so dass CRAN in den nächsten Monaten die Arbeiten fortsetzen kann. Ein Umzug im Sommer wird möglich sein. Unsere Geschwister in Ghana sind sehr dankbar für diese Unterstützung.

Das zweite Anliegen, das wir momentan intensiv begleiten, ist die Schule in Abakam (siehe auch letzter Rundbrief). Die Schule hat weiter unter den Regenfällen im letzten Jahr gelitten und bisher konnte aufgrund fehlender Mittel keine Abhilfe geschaffen werden. Es laufen intensive Bemühungen, um bis zur nächsten Regenzeit eine Verbesserung zu ermöglichen.

Seitens CRAN sind ein detaillierter Kostenvoranschlag erstellt und Finanzierungsmöglichkeiten bedacht worden. Für die Renovierung der drei Schulgebäude (Reparatur der Dächer und Decken-, Mauer- und Malerarbeiten) werden insgesamt ca. 33 TEUR benötigt, für ein einzelnes zwischen 8 und 15 TEUR. Dieser Finanzbedarf übersteigt unser aktuelles Spendenaufkommen. Wir möchten aber gerne zur Renovierung der Schule beitragen und zumindest die Renovierung eines Schulgebäudes ermöglichen. So werden wir alle Möglichkeiten nutzen, um neue Unterstützung für CRAN zu gewinnen.

Wir tun dies, weil wir den Nutzen der Schule für den Ort und die Kinder erleben und diese Möglichkeit den jetzigen und künftigen Schülern erhalten möchten. Auch wenn wir mehr Verantwortung von der Dorfgemeinschaft erwarten, möchten wir selbst als verlässlicher Partner wahrgenommen werden. Welche Vorgehensweise unter dem Gesichtspunkt der Eigenverantwortung aber am sinnvollsten ist und eingeschlagen wird, bestimmt konkret CRAN vor Ort.

So hat CRAN in den letzten Monaten zahlreiche Gespräche mit den beteiligten Parteien über die Verantwortung für die Schule geführt, leider erfolglos. Die Dorfgemeinschaft hat sich bisher gescheut, mehr Verantwortung für die Schule und die anstehenden Arbeiten zu übernehmen. Das CRAN Board hat in seiner Januarsitzung aber deutliche Ziele für die Zukunft und die Renovierung gesetzt:

  • Langfristiges Ziel ist der Rückzug von CRAN aus der Verantwortung der Schule, die die Dorfgemeinschaft übernehmen soll. Dies bedeutet auch die Unabhängigkeit von einer Unterstützung durch den Freundeskreis.
  • Eine Unterstützung der aktuell notwendigen Renovierungsarbeiten ist nur sinnvoll, wenn gleichzeitig Maßnahmen zur Veränderung der Einstellung der Dorfgemeinschaft ergriffen werden und diese ihren Beitrag zu den Arbeiten leistet.
  • Eine Unterstützung durch den Freundeskreis ist als eine Unterstützung der Eigenleistung des Dorfes zu sehen.

Um dies zu erreichen, sind konkrete Maßnahmen verabredet worden:

  • Einige Board-Mitglieder werden erneut ein Treffen mit der Schulleitung, den Schulbehörden und der Dorfgemeinschaft anstossen, um den Prozess zum Umdenken voranzutreiben.
  • Einige Studierende, die früher die Schule besucht haben, sollen im Dorf über den Nutzen der Schule berichten.
  • CRAN wird die Dorfgemeinschaft in der Beschaffung von Mitteln für die Renovierung beraten.

Wir sind auf die weitere Entwicklung sehr gespannt!

 

Zuletzt noch einige praktische Hinweise:

Die Spendenbescheinigungen für 2012 werden voraussichtlich bis Ende Februar zugestellt werden. Falls sich bei jemandem die Anschrift im letzten Jahr verändert hat und wir noch keine Mitteilung erhalten haben, wäre es gut, wenn wir dies vor dem Versand erfahren.

Die jährlichen Berichte über die Entwicklung der Kinder im CESS-Programm werden derzeit in Ghana erstellt. Sobald uns diese vorliegen, werden wir sie umgehend an die jeweiligen Paten weiterleiten.

Ein Großteil der Spendeneingänge erfolgt inzwischen auf dem Konto bei der KD-Bank. Zur Vereinfachung der Verwaltungsarbeit bitten wir alle, die noch das alte Sparkassenkonto verwenden, auch um eine Umstellung der Überweisung auf das KD-Konto.

 

Enden möchte ich aber nicht mit diesen Hinweisen, sondern lieber mit einem Text, den ich im Fastenbrevier 2013 von Misereor (16.02.13) gefunden habe:

Begriffe haben immer mit Macht zu tun. Was für eine Rolle sie spielen, wie lange sie gebraucht und wann sie wieder vergessen werden, entscheidet die Macht. Wenn eine politische Macht einen Begriff nicht mehr braucht, um sich zu konstituieren, um sich zu bestätigen, dann verschwindet er.

Barmherzigkeit ist so ein Begriff. Auf ihm lässt sich keine Wahlkampagne aufbauen, geschweige denn gewinnen. Man kann ihn nicht so abstrakt behandeln wie andere Begriffe, weil er etwas absolut Konkretes verkörpert.

Die Barmherzigkeit kann nie eine Gesellschaft charakterisieren, sie ist ein Privileg des Individuums. Eine Gesellschaft kann sozial, solidarisch und vieles andere sein, aber niemals barmherzig. Solidarität hat oft mit ideologischen Anschauungen zu tun, die Barmherzigkeit dagegen steht jenseits der Ideologie. Solidarisch sein mit jemandem heißt einen

Dritten ausschließen (zum Beispiel den Aggressor). Bei ihr ist kein Ausschlussverfahren möglich. Sie steht jedem zu.

(Dimitré Dinev, III, 9f.)

In dem Sinne wünsche ich uns allen, dass jede(r) von uns in der vor uns liegenden Zeit Barmherzigkeit erfährt und Barmherzigkeit schenken kann.

Herzliche Grüße im Namen des gesamten Vorstands,

Gerd Eibach

 

Zu guter Letzt aus aktuellem Anlass:

Der CRAN Freundeskreis ist auch Mitglied von erlassjahr.de. Die Kampagne wirbt für ein internationales Insolvenzrecht für Staaten und einen Schuldenerlass für überschuldete Länder. Auch Deutschland hat in der Vergangenheit von einem Schuldenerlass profitiert und zwar 1953. Dieses Ereignis jährt sich am 27. Februar und ist ein Grund zur Erinnerung. Wer mehr dazu lesen möchte, der findet unter erlassjahr.de ausführliche Informationen.

Link zur Broschüre:

http://www.erlassjahr.de/cms/upload/2013/london/Broschre_60_Jahre_London_web.pdf

Ghana in den Medien: Berichte der ARD aus dem letzten Jahr

 

Geräuschloser Machtwechsel

Typisch Ghana (Von Hendrik Buhrs, ARD-Hörfunkstudio Nordwestafrika vom 08.08.2012)

Opposition moniert Unregelmäßigkeiten

Amtsinhaber Mahama gewinnt Wahl in Ghana (vom 10.12.2012)