CRAN-Rundbrief Nr. 65, November 2014

Rundbrief 65 11.14

Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,

There is no water, there is no light, but the school is alright!“

(„Es gibt kein Wasser, es gibt keinen Strom, aber die Schule ist in Ordnung!“)

Dieser Spruch ist in den ersten Tagen unserer diesjährigen Reise nach Ghana entstanden und spiegelt die Erfahrungen der Reise sehr gut wieder. Die Zeit war von den alltäglichen Schwierigkeiten geprägt: Der Voltastausee hatte zu wenig Wasser, so dass die Stromproduktion gedrosselt wurde. In der Folge gab es häufig kein fließendes Wasser (weil der Strom für die Pumpen fehlte) und keinen Strom. Reihum wurde nämlich der Strom abgeschaltet (mal kürzer, mal länger) und so konnte an manchen Tagen auch nicht gearbeitet werden. Ohne Strom laufen eben keine PCs. Aber gleichzeitig haben wir auch erlebt, dass manche Projekte richtig gut laufen. So ist die Schule in Abakam rechtzeitig zum Schulbeginn renoviert gewesen und alle Lehrkräfte waren begeistert über ein intaktes Gebäude. Mehr dazu später.

In diesem Rundbrief gibt es daher eine Reihe von Kurzberichten zu den aktuellen Projekten von CRAN in Cape Coast wie in Hohoe (Voltaregion) und zu CESS, sowie einen Beitrag von Katrin Eibach über ihre Reiseeindrücke.

Glänzendes neues Dach und neuer Anstrich

Anfang des Jahres war die Situation in Abakam sehr kritisch geworden, wie im letzten Rundbrief berichtet. Sturmbedingt waren die Dächer der Schule vollständig zerstört gewesen. Die massive Verschlechterung – mit entsprechender Resonanz in den Medien – hatte allerdings zu schneller Abhilfe geführt. Von staatlicher Seite wurde das Material für das Dach bereitgestellt und die Dorfgemeinschaft war in der Pflicht, sich um die Instandsetzung zu kümmern. Mit der Zusatzspende, die von uns überwiesen wurde, konnten die weiteren Materialkosten für Farben und Ähnliches beglichen werden. Es war schön, die Begeisterung der Lehrkräfte jetzt am Schuljahresanfang über voll nutzbare Klassenräume zu erleben. Die Direktorin war mit einigen Lehrern noch extra nach Cape Coast ins CRAN-Büro gekommen, um sich offiziell bei uns für die Unterstützung zu bedanken. CRAN selbst ist für den Sturm inzwischen sehr dankbar („God is also the God of storms“ – „Gott ist auch der Gott der Stürme“), weil dadurch endlich alle Seiten zum Handeln gezwungen waren.

In Shama-Kedzi konnten wir den Baufortschritt der Regenwassersammelanlage begutachten. Die Anlage soll die Wasserversorgung für das Dorf verbessern. Die Fertigstellung soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Durch die starke Inflation in diesem Jahr (so stieg der Preis für Zement um 67 Prozent) war diese gefährdet, aber wir haben als Freundeskreis kurzfristig die fehlenden 500 Euro übernommen.

Baubesprechung am Sammelbecken

Das Hauptproblem der Schule in Shama-Kedzi ist unverändert der Mangel an Lehrkräften. Es gibt derzeit auch keine Lehrerinnen an der Schule. Dies liegt einfach an den Lebensbedingungen: Wohnraum, Strom und Wasser ist gewünscht. Die Wasserversorgung ist inzwischen gut. Die neue Sammelanlage wird die bestehende Anlage für die Lehrkräfte, die vor Ort in den CRAN-Bungalows wohnen, ergänzen. Aber es fehlen weitere Bungalows und die Stromversorgung. Für beide Vorhaben gibt es ungefähre Kostenschätzungen, aber unsere Spendeneinnahmen reichen nicht aus, um die Vorhaben in der nächsten Zeit anzugehen. Aber für diese Vorhaben wird angespart.

Die Finanzprobleme haben viele Gespräche in Ghana bestimmt, aber mir auch vor Augen geführt, was die langfristige Zielsetzung von CRAN sein sollte.

„Uncle Joe“ unterwegs im Kleinkreditgeschäft

CRAN ist inzwischen eine erfahrene Entwicklungsorganisation. Die Mitarbeiter haben viel Erfahrung und sind unverändert mit hohem persönlichen Einsatz dabei. Sie arbeiten gerne und bewusst bei CRAN, um als Christen den Menschen in den Dörfern zu helfen. CRAN hat sich als Projektpartner für staatliche Entwicklungsprojekte etabliert. Im Kleinkreditbereich hat CRAN eine Menge Erfahrung gesammelt und alle Krisen – sowohl hausgemachte als auch weltweite – weitgehend überstanden. Für die Zukunft sind sie fachlich gut aufgestellt.

Daher wird es in den nächsten Jahren darum gehen, die finanzielle Unabhängigkeit von CRAN zu erreichen. Dies ist ein großes Ziel, vielleicht zu groß.

Wie sieht es momentan aus?

Es geht immer wieder darum, Geld aufzutreiben. Die Beteiligung an staatlichen Projekten wie dem aktuellen Reisprojekt ist notwendig, um die Gehälter der Mitarbeiter in Hohoe zu sichern. Die Radiostation in Hohoe bringt ein gutes Programm, aber das ursprüngliche Ziel der vollständigen Finanzierung über Werbeeinnahmen konnte nicht erreicht werden und bleibt somit ein Zuschussgeschäft. Als Lokalsender mit einem sehr begrenzten Sendegebiet gibt es nicht genug potenzielle Werbepartner. Es wird gerade geklärt, wie es mit dem Sender weitergehen soll.

Das Angebot von Kleinversicherungen war bisher sehr erfolgreich und hat notwendige Überschüsse für andere Bereiche gebracht. Leider braucht CRAN künftig eine offizielle Lizenz für den Versicherungsbetrieb. Für diese Lizenz wird – unabhängig von der Größe des Unternehmens – eine finanzielle Sicherheit von 5 Mio. US-Dollar (!) benötigt. Ob es eine Lösung geben wird, ist noch offen und ein großes Gebetsanliegen!

Der Kleinkreditbereich läuft gut, aber durch die Krisen der Vorjahre ist das Betriebskapital nicht ausreichend. Aber CRAN will hier unverändert weitermachen: CRAN geht in die Dörfer, wo bisher keine Banken sind. CRAN unterstützt die Kreditvergabe mit Schulungen zum Umgang mit Geld. Das ist aufwendig und teurer, aber entspricht der Vision von CRAN: „Communities without poverty“ – „Dörfer ohne Armut“.

CRAN sollte langfristig gesehen im Bank- und Versicherungsgeschäft ausreichende Überschüsse erwirtschaften, um zu einer finanziellen Unabhängigkeit zu gelangen. Dann kann CRAN eigenständig soziale Projekte umsetzen und die Unterstützung der Schulkinder wie erhofft deutlich ausweiten. Das ist meine Hoffnung und mein Wunsch für die Arbeit von CRAN. Aber bis dahin wird es noch ein weites Stück Arbeit sein.

Für den Bankbereich werden derzeit viele neue Investoren gesucht. Es geht darum, CRAN Microfinance wieder mit frischen Mitteln auszustatten. Geplant ist zunächst ein Volumen von ca. 150 TEUR. Wer momentan eine riskante, aber gewinnbringende Geldanlagemöglichkeit sucht, die Vision von CRAN teilt und eine richtige Bank in Ghana unterstützen bzw. (anteilig) besitzen will, soll mich bitte unverbindlich ansprechen!

Schuljahresanfang: CESS-Kinder erhalten ihr Schulmaterial bzw. die Eltern oder Lehrer das Verpflegungsgeld

Neben den großen Anliegen haben wir auch viele aktuelle CESS-Fragen vor Ort besprechen können. In Cape Coast hat Benedicta Afram inzwischen mehr und mehr die CESS-Koordination übernommen. Es war gut, sich persönlich kennenzulernen und unsere Wünsche zum Patenschaftsprogramm direkt weitergeben zu können. Dies sollte die regelmäßige Information weiter verbessern.

Wir haben viel über einzelne „Karrieren“ nach Ablauf der Schulzeit erfahren. Wir sind es gewohnt, dass es nach der Schule zumeist direkt weitergeht, mit einer Ausbildung oder mit dem Studium. Die Realität in Ghana ist anders. CESS ist erfolgreich, wenn die Kinder die Möglichkeit zum Schulbesuch nutzen und eine gute Schulbildung erhalten. Schulbildung ist Voraussetzung für beruflichen Erfolg, aber kein Garant. Die wirtschaftliche Situation in Ghana macht es den jungen Menschen schwer, eine Anstellung zu finden. Selbst Uni-Abgänger haben Probleme, eine Stelle zu finden. So ist eine Erfolgsgeschichte wie im letzten Rundbrief von Felix berichtet schon etwas Besonderes. Wir konnten uns auch mit Dr. Benedict Richard Bekui unterhalten, der bis 2006 über CESS unterstützt wurde und im letzten Jahr nun seine Ausbildung zum Arzt abgeschlossen hat. Gleichzeitig hören wir von Schulabgängern, die es nicht auf die Uni geschafft haben und jetzt Verkäufer von Telefonkarten sind oder sich schon um den Nachwuchs kümmern. Keine großartige Chance mehr zu haben, ist nicht so leicht zu verkraften. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich. Da die CESS-Förderung mit dem Schulende aufhört, bekommt CRAN nicht immer direkt mit, wie es bei den Einzelnen weitergeht.

Wenn man dann noch hört, dass die Abschlussprüfungen in der Schule im Mai erfolgen, im Juni dann die Bewerbungsfrist an den Unis abläuft – aber die Prüfungsergebnisse erst im August vorliegen und somit ein erstes Wartejahr entsteht, wird verständlich, dass es manchmal schwer ist, etwas über die weitere Lebensgeschichte der CESS-Kinder zu schreiben.

Ganz aktuell: Fünf ehemalige CESS-Kinder haben in diesem Jahr die Zulassung zur Uni erhalten! CRAN übernimmt die Gebühren für das erste Studienjahr und für die Bewerbung, um die finanzielle Belastung für die Neu-Studierenden etwas zu mindern.

Eine Frage, die uns in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt hat, war die Frage, ob die CESS-Spenden weiterhin die tatsächlichen Kosten abdecken. Dies ist nicht so einfach zu beantworten, da die Kosten je nach Schulform unterschiedlich ausfallen und dann noch die aktuellen Preise und Wechselkurse eine große Rolle spielen. Mit den CESS-Geldern werden derzeit folgende Leistungen für die Kinder abgedeckt:

  • Schulbücher und Lernmaterial (Hefte, Stifte, …)

  • Schuluniform, Ranzen und Schuhe (wo nicht vorhanden)

  • Verpflegungsgeld für Schulmahlzeit

  • Schulgeld (nur für Senior High School, beinhaltet Unterkunft und Vollverpflegung)

  • Abschlussprüfungsgebühr (nur für Senior High School)

  • Tutorials (Nachhilfeunterricht; von CRAN als Zusatzangebot eingerichtet, Teilnahme auch für Nicht-CESS-Kinder möglich)

  • Geringes Honorar für Lehrer zur Vorortbetreuung der CESS-Kinder

  • Kosten für Sonderveranstaltungen wie Elternabende

Die Kosten für die CRAN-Mitarbeiter, die für CESS zuständig sind, werden entweder durch die CESS-Spenden oder durch allgemeine Spenden aus dem Freundeskreis abgedeckt.

Bei der Kalkulation fällt auf, dass der Hauptteil der Kosten inzwischen auf die Schulverpflegung fällt. Sie haben sich gegenüber früheren Berechnungen verdreifacht und betragen jetzt ca. 360 Cedis (ca. 90 Euro beim aktuellen Wechselkurs) im Jahr.

Die Kosten für Schüler in der Senior High School betragen mehr als das Doppelte gegenüber den vorhergehenden Schulen. Das ist aber verständlich, da das Schulgeld mehr Kosten abdeckt.

Wir werden künftig als Richtwert für neue Patenschaften einen Betrag von 15 Euro angeben. Dies müsste ungefähr ausreichen, um die anfallenden Kosten über die Jahre zu decken. Als Freundeskreis werden wir immer wieder darauf achten, ob die Spendeneinnahmen in Euro für die aktuellen Kosten in Cedis ausreichen und ob wir durch andere Spenden einen Ausgleich vornehmen müssen. Wir wollen die Finanzierung aller eingegangenen Patenschaften sicherstellen. CRAN unterstützt dies vor Ort. Wenn die eingehenden Spendengelder nicht ausreichen, werden anstehende Ausgaben durch andere Einnahmen ausgeglichen. Kein Kind, für das eine Patenschaft gestartet wird, wird aus finanziellen Gründen aus dem Programm genommen. Diese Handhabung hat sich bewährt und bleibt unverändert.

Wir konnten auf unserer Reise immer wieder erleben, wie CRAN ganz unterschiedlich hilft. Bei den Begegnungen mit den CESS-Kindern und deren Eltern ist deren Dankbarkeit zu spüren. Wir waren mit Mitarbeitern in Dörfern unterwegs und haben z.B. einen Workshop zur Herstellung von Seife erlebt. Eine einfache Angelegenheit, aber eine weitere kleine Verdienstmöglichkeit. Von daher könnte der Rundbrief noch viel länger werden … – einiges kann noch im Reisebericht gelesen werden, anderes folgt im nächsten Brief!

Für alle Facebooknutzer sei noch auf die Seite von CRAN verwiesen. Dort sind immer wieder aktuelle Nachrichten und weitere Bilder zu finden:

https://www.facebook.com/cranghana

Im Namen von CRAN möchte ich allen für die fortwährende Unterstützung danken und wünsche eine fröhliche Advents- und Weihnachtszeit!

Herzliche Grüße im Namen des gesamten Vorstands,

Gerd Eibach

Letzte Erinnerung:

Unser altes Spendenkonto bei der Sparkasse Aachen wird Ende 2014 aufgelöst. Da momentan immer noch Buchungen auf diesem Konto eingehen, möchte ich noch einmal alle Spender bitten, künftig das Konto bei der KD-Bank zu nutzen:

IBAN: DE27 3506 0190 1014 4030 15

BIC: GENODED1DKD

Im anderen Fall werden die Spenden ab 2015 zurückgebucht!