CRAN Rundbrief Nr. 68, April 2016

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Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,

Zeit wieder für einen neuen Rundbrief! Wenn ich mir die unterschiedlichen Themen ansehe, über die ich berichten kann, ist dies sicherlich nur ein Ausschnitt der Arbeit von CRAN. Manche Arbeitsbereiche bleiben diesmal außen vor. Trotzdem gibt es wieder eine ziemliche Vielfalt: Möglichkeiten der Begegnung und neue Gesichter, Hoffnung auf die Realisierung von neuen Projekten, aber auch Sorgen über CRAN Microfinance. Von daher sind es spannende Zeiten mit Höhen und Tiefen und ich hoffe, dass wir mit den nachfolgenden Zeilen ein wenig Anteil an den CRAN-Ereignissen geben können.

Was uns derzeit am meisten am Herzen liegt, ist die Vorbereitung der „Deutschlandtournee 2016“. Benedicta Afram und – abweichend zum letzten Brief – Sebastian Ike Agbodzi werden – vorbehaltlich der Erteilung der Visa – vom 14. Mai bis zum 09. Juni bei uns zu Gast sein.
Benedicta Afram (24 Jahre) ist seit 2013 bei CRAN und für die Öffentlichkeitsarbeit und für CESS zuständig. Emmanuel Asior, bisheriger Regionalkoordinator in der Volta-Region, hat überraschend ein attraktives Stellenangebot erhalten und daher im November CRAN verlassen. An seiner Stelle wird Sebastian Agbodzi (45 Jahre, seit 2001 bei CRAN) als Vertreter aus Hohoe kommen, der CESS in der Volta-Region betreut, aber auch als technischer Berater die landwirtschaftlichen Projekte begleitet.
Wann und wo die beiden von CRAN berichten werden, kann detailliert der beigefügten Übersicht entnommen werden. Wir hoffen, dass viele von Ihnen/Euch die Möglichkeit zur Begegnung nutzen können! Sollten sich noch Änderungen ergeben, werden wir diese auf unserer Homepage veröffentlichen. Wer keine Gelegenheit hat, an einer dieser Veranstaltungen teilzunehmen, aber Rückfragen zu einer CESS-Patenschaft oder zu anderen CRAN-Themen hat, kann sich gerne bei mir melden. Wir versuchen dann, ein Gespräch per Skype oder Telefon zu verabreden.
Wir hatten vor, eine „richtige“ Einladung, die auch zum Weitergeben geeignet ist, dem Rundbrief beizufügen. Leider hat es bisher mit der Erstellung nicht geklappt. Weist aber gerne auf die Veranstaltungen hin und bringt gerne Freunde, Bekannte usw. mit!
Sonderspenden für die Reise und für die Veranstaltungen sind unverändert eine große Hilfe, da die Kosten der Reise komplett vom Freundeskreis gedeckt werden.

Neben den laufenden Projekttätigkeiten in der Volta-Region gibt es auch neue Projekte in der Umgebung von Cape Coast:
The establishment of a gari processing and corn milling processing centre in the Ndasemam rural community in the Mfantseman District of the Central Region of Ghana“ (so lautet der offizielle Titel)
Das Bauerndorf Ndasemam (östlich von Cape Coast) hat ungefähr eintausend Einwohner. Obwohl viel Maniok und Mais angebaut wird, leben viele der Einwohner unter der Armutsgrenze und müssen als Haushalt mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen. Das liegt vor allem daran, dass die Bauern unfähig sind, ausreichende Mengen in der Haupterntezeit zu verkaufen und der Rest dann verdirbt. Nachdem sich die Dorfgemeinschaft mit dieser Herausforderung an CRAN gewandt hat, ist CRAN an die deutsche Botschaft mit der Bitte herangetreten, die Errichtung einer Gemeinschaftsmühle zur Verarbeitung von Maniok zu Gari bzw. zum Getreidemahlen zu finanzieren.
Die Botschaft wird die Kosten von ca. 7 TEUR übernehmen und das Dorf freut sich darüber, dass in sechs Monaten das Zentrum fertig sein wird. Damit haben die Bauern die Möglichkeit, den Wert ihrer Erzeugnisse zu steigern und diese zu einem besseren Preis zu verkaufen.
Ein weiteres Projekt ist im Westen von Cape Coast geplant:
„The construction of a six unit classroom block for the people of Anthony community in the Twifo-Hemang Lower Denkyira District of the Central Region of Ghana“ (so lautet hier wieder der offizielle Titel)

Eine Autostunde entfernt von Cape Coast hinter dem Kakum National Park gelegen befindet sich das Dorf Anthony mit ca. eintausend Einwohnern und gut 250 Schulkindern. Es gibt derzeit zwar eine Schule, die aber einen schlechten Zustand (Einsturzgefahr, regendurchlässig bzw. bereits dachlos) aufweist. Der Kindergarten ist in einem alten Kakaoschuppen untergebracht. Eine Unterstützung durch CRAN wird als Gebetserhörung betrachtet. CRAN benötigt ca. 35 TEUR für den Neubau bzw. die Renovierung. Das Dorf wird sich selbst mit einer zusätzlichen Arbeitsleistung von ca. 6 TEUR einbringen. Wir hoffen, mit unseren Spenden einen Teilbetrag beisteuern zu können, ansonsten wird eine Finanzierung über eine öffentliche Stiftung beantragt.

Das erste Bild zeigt beispielhaft den Zustand der bisherigen Gebäude. Die Dorfgemeinschaft hat einen Neubauversuch gestartet, der allerdings aus Geldmangel abgebrochen werden musste.

Anthony Communicta Neubauversuch

Was ist aus der Möglichkeit der finanziellen Beteiligung an CRAN Microfinance geworden? Die Unterlagen waren soweit erstellt, letzte Fragen zur Abwicklung der Geldtransfers in Klärung, als eine Aktualisierung des letzten Jahresabschlusses eingetroffen ist. CRAN Microfinance musste unerwartet am Anfang des Jahres bisher gestundete Zinszahlungen an ihre Hauptinvestoren leisten. Dadurch reduzierte sich der Überschuss der letzten Jahre deutlich mit entsprechenden Folgen für die finanzielle Ausstattung von CRAN MF.
Uns liegen keine neuen Schätzungen für die künftige Geschäftsentwicklung vor, ebenso konnte das Board keine positive Einschätzung über die Sicherheit einer Geldanlage bei CRAN MF geben. CRAN MF kann derzeit keine neuen Kredite aufnehmen, die eine Erhöhung der Zinslast verursachen. Gleichzeitig fehlen Anreize für eine Beteiligung mit Geschäftsanteilen. Auf Basis der jetzigen Sachlage haben wir uns als Vorstand des Freundeskreises darauf verständigt, das Anlageprojekt bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Wir wünschen uns, dass CRAN in den nächsten Wochen die notwendigen Schritte unternehmen kann, um die finanzielle Ausstattung des Kleinkreditbereichs sicherzustellen. Das Tagesgeschäft selbst läuft unverändert stabil und mit Erfolg. (Hinweis auf neues Board?)

Ab und zu hören wir auch etwas von CRAN aus eigenen Informationsquellen. Julia Eibach ist momentan für neun Wochen in Cape Coast bei CRAN zu Gast. Sie absolviert zum einen ein Schulpraktikum, nutzt aber gleichzeitig die Gelegenheit, um CRAN selbst kennenzulernen und im Office ein wenig mitzuhelfen. Für den Rundbrief hat sie zur Halbzeit ihres Aufenthalts ihre persönlichen Eindrücke vom Leben in Ghana und von der Arbeit bei CRAN niedergeschrieben. Der Lagebericht ist als Anhang beigefügt. Danke für den Bericht!

Zu guter Letzt: Die Mitgliederversammlung 2016 findet wie vorgesehen am 04. Juni 2016 in Hilchenbach-Lützel (südliches NRW) statt. Die formale Einladung mit der Tagesordnung wird allen Mitgliedern rechtzeitig zugehen. Unsere ghanaischen Gäste werden an der Versammlung teilnehmen. Alle, die uns als Verein näher kennenlernen wollen, können gerne hinzukommen. Die notwendigen Details können bei allen Vorständen abgefragt werden.

Damit kommt der kleine CRAN-Rundgang zu seinem Ende. Danke für alle Unterstützung! Viel mehr zu Hören und Sehen gibt es dann beim Besuch der CRAN-Mitarbeiter: Wir hoffen auf gute Begegnungen und Gottes Segen für die Reise und alle anstehenden Vorhaben! Diesen Segen möchte ich Ihnen/Euch auch mit auf den Weg geben. Gott behüte und begleite Sie/Euch! Herzlichen Grüße vom gesamten Vorstand

Gerd Eibach

Aktueller Lagebericht von Julia Eibach aus Cape Coast
(eingegangen am 18.03.)

Wenn ihr diese Zeilen lest, ist meine Zeit in Ghana schon fast vorbei. Eine Zeit, die ich zum Teil bei CRAN und zum Teil in einer ghanaischen Grundschule verbracht habe. Hier nun also ein kleiner Zwischenstand, was die aktuelle Lage in Land und Office betrifft.

Ghana steht schon voll unter dem Einfluss der Präsidentschaftswahlen im November. Ganz gleich welche politische Richtung, steht bei allen vor allem der Wunsch nach anhal­tenden Frieden im Land an erster Stelle, sowohl im Hinblick auf die Zeit des Wahlkampfes als auch in den Wochen danach. Von terroristischen Anschlagen ist Ghana bisher ver­schont geblieben, wenngleich es in letzter Zeit einige Nachbarstaaten (Burkina Faso, El­fenbeinküste) getroffen hat. Sorgen macht man sich hier aber nicht, da man von keiner im Land aktiven Terrorgruppe weiß.
Die Lage im Land ist trotzdem nicht einfach. Wenn ein Problem gelöst ist, kommt das nächste auf. Die häufigen langanhaltenden Stromausfälle („Dumsor“), die das Land mo­natelang geplagt haben, sind deutlich weniger geworden, einzelne kurze Ausfälle gibt es jedoch unverändert. Die Strompreise wurden zu Beginn des Jahres deutlich erhöht, eben­so die Preise für Leitungswasser. Es wird dringend auf den Beginn der Regenzeit gewar­tet. Aus mehreren Regionen wird gemeldet, dass eine große Gefahr der Trinkwas­ser-Knappheit besteht. Durch illegalen Abbau von Mineralien und das Befischen mithilfe von Chemikalien sind Flüsse und Seen ausgetrocknet. Zu viel Müll, der nicht beseitigt wird, führt zusätzlich zur Verschmutzung von Wasser und daraus resultiert der Ausbruch von Cholera. Wenn der Regen dann kommt, bringt er gleich die Angst vor Hochwasser und Überflutungen mit.
Die Region rund um Cape Coast betrifft dies allerdings nicht. Hier hat es auch hin und wieder mal geregnet, seit ich dort bin. Dennoch kann es vorkommen, dass morgens mal kein Wasser aus der Leitung kommt.

Ein weiteres Thema in den Medien ist weiterhin die Infrastruktur, vor allem der Zustand der Straßen und die Sicherheit im Straßenverkehr. Der schlimme Unfall im Februar mit mehr als 60 Toten und 20 Verletzen hat es ja auch in die deutsche Presse geschafft. Wir sind daher besonders dankbar, dass ein Schulausflug mit sechs Bussen nach Accra An­fang März weitestgehend problemlos verlaufen ist. Eine kleine Autopanne, die der Bus­fahrer mal eben selbst repariert hat, war auch schon alles. Die Schülerinnen waren eher enttäuscht, dass dadurch der Besuch des Einkaufszentrums ausfallen musste.
Politisch hört man ansonsten immer wieder von Streiks und der Androhung dieser. Aktu­ell betrifft das zum Beispiel die Einzelhändler in Teilen Accras. Der drohende Lehrerstreik konnte jedoch erstmal abgewendet werden, die Entscheidung darüber ist aber nur ver­schoben und nicht vom Tisch. Vor allem im öffentlichen Dienst gibt es wohl immer wieder ausstehende Gehaltszahlungen von Seiten des Staates.

CESS Kinder in DuakorDie Schüler/innen befinden sich im Moment in den Ferien zwischen „Term 2“ und „Term 3“ (das ghanaische Schuljahr ist in drei „Dritteljahre“ eingeteilt). Vorher hatte ich jedoch noch die Möglichkeit die einzelnen Schulen zu besuchen, an de­nen CRAN mit dem CESS-Projekt Kinder unterstützt. Gerade die Schulleiter und Lehrer zeigten sich dankbar über die Hilfe, die hier erfolgt. Auch bei CRAN Ghana macht man sich Gedanken über die Zahl an Schulabbrechern und schlechten Leistungen. So ist man zum Beispiel dazu überge­gangen, vorwiegend ältere Schüler auszuwählen, da bei diesen Talent und Begabung schon eher zu beobachten ist und der Besuch der weiterführenden Schulen weitaus teurer ist als ein Besuch der Grundschule. Hier besteht also ein höherer Bedarf an Förderung.

Ein weiteres Thema im CRAN-Büro war während meiner Zeit dort die Verbesserung des Internetauftritts. So war der Webmaster für einige Tage zu Besuch, um die Mitarbeiter zu schulen, so dass diese in Zukunft zeitnah einfache Änderungen und Aktualisierungen selbst vornehmen können. Viel erhofft man sich auch vom Volunteer-Programm, mit dem Frei­willige aus aller Welt angeworben werden sollen. Auch hier ist die Website erste An­laufstelle und somit war eine Überarbeitung fällig. Ob sich hier viele Bewerber finden werden, wird sich zeigen. Der Aufbau einer Internetpräsenz ist natürlich immer ein Pro­zess, bei der Erfolge nur langsam sichtbar werden. Hier ist also Geduld gefragt. Auch auf Facebook ist CRAN seit einiger Zeit aktiv.

Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass die Arbeit bei CRAN viel Spaß macht und auch unter den Mitarbeitern eine große Motivation zu spüren ist. Sie machen sich Gedanken, was man optimieren oder verbessern kann und haben viele große Ideen (inwieweit sich diese auch umsetzen lassen, vor allem finanziell, ist eine andere Frage).

Parallel laufen auch die Vorbereitungen für die Deutschland-Tournee weiter. Die Beantra­gung von Reisepässen ist eine langwierige Angelegenheit. Ansonsten muss man sagen, dass sich deutsche und ghanaische Behörden bei der Beantragung von Visa nicht viel nehmen, es ist viel Bürokratie und viel Papierkram. Die deutsche Botschaft stellt immer­hin eine Checkliste zur Verfügung, um den Prozess zu erleichtern. Hier in Ghana haben wir drei Besuche im „Immigration Office“ gebraucht, bis alle Unterlagen für die Verlänge­rung meines Visums zusammen waren.
Besonders hat mir der Fragebogen gefallen, den Bewerber für ein deutsches Visum be­antworten müssen: „Sind Sie Mitglied in einer terroristischen Organisation? Kästchen Ja, Kästchen Nein.“ Man kann ja mal fragen.

Nach Beendigung der Reise werde ich sicherlich weiteres zu berichten haben. Gerüchte lauten, dass auch in der neuen Ausgabe des ghanaischen CRAN Newsletter über mich zu lesen sein wird.

Liebe Grüße aus Cape Coast,
Julia Eibach