Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,
nach den vielen Reiseeindrücken im letzten Rundbrief kann ich diesmal nur in schlichter Form über die aktuellen Entwicklungen in Ghana berichten. Manches ist dabei „laufendes Geschäft“ und kaum der Rede wert, weil nichts Neues passiert ist. Und es kommt in diesem Rundbrief immer wieder der große Spannungsbogen zwischen den unterschiedlichen Arbeitsfeldern von CRAN zum Vorschein. Diese Vielfalt gehört zu CRAN und gibt so vielen Menschen, ob groß oder klein, auf unterschiedliche Weise ein Stück Hoffnung für die Zukunft. Hoffnung, die oftmals unauffällig geschenkt wird und in den täglichen Nachrichten kaum auftaucht. „Ostern lässt hoffen“ hieß es in einer Zeitung. Es war bezogen auf das Wetter zu den Ostertagen, aber der Satz passt für mich viel besser zu dem ursprünglichen Ostergeschehen. Wenn mit der Auferstehung Christi die Welt und damit jeder einzelne von uns Hoffnung für die eigene Zukunft angeboten bekommt, passt es recht gut, in diesen nachösterlichen Tagen mit diesem Rundbrief über unsere gemeinsamen Hoffnungsprojekte zu berichten!
Im Rückblick auf das letzte Jahr konnten wir mit unseren Spenden an vielen Stellen helfen. In 2014 sind insgesamt wieder ca. 30 TEUR an Spenden eingegangen. 16.400 EUR wurden für CESS überwiesen. Damit konnten alle Kosten von CESS, die in Ghana angefallen sind, – begünstigt durch den günstigen Wechselkurs – von uns getragen werden. Derzeit werden ca. 80 Kinder durch CESS unterstützt, 32 sind im letzten Jahr weitgehend als Ersatz für ausgelaufene Patenschaften neu hinzugekommen. Unser Freundeskreis ist unverändert der Hauptträger des Programms, weitere Unterstützer aus Ghana oder anderen Ländern kommen noch nicht hinzu. Wir danken allen, die zum Teil schon seit Jahren das Ausbildungsprogramm unterstützen!
Außerdem konnten mit den Spenden im letzten Jahr die Renovierung der Schule in Abakam und die Fertigstellung der Regenwassersammelanlage in Shama-Kedzi (s.u.) bezuschusst werden. Der Hauptteil der freien Spenden trägt dazu bei, die „Grundkosten“ von CRAN zu tragen. So werden die laufenden Gehälter von den Mitarbeitern, die die sozialen Projekte verantworten, finanziert, Zuschüsse zu Lehrergehältern ermöglicht und die allgemeinen Verwaltungskosten mitgetragen. Neue Projekte können mit dem jetzigen Spendenaufkommen leider nicht begonnen werden.
Dafür ist CRAN immer wieder aktiv, um neue Sponsoren für einzelne Projekte zu finden. Dies ist für die nun in Betrieb genommene Regenwassersammelanlage in Shama-Kedzi gelungen.
Die Sammelanlage entstand bei der Schule, die vor Jahren mit Hilfe von CRAN oberhalb des Dorfes gebaut wurde, um vor Überschwemmungen sicher zu sein. Im Dorf selbst gibt es keine Wasserleitungen und Brunnenwasser hätte aufgrund der Nähe zum Meer einen zu hohen Salzgehalt.
Von den Dächern der Schule wird das Wasser über ein Rohrsystem in das Sammelbecken geleitet. Von dort soll das Wasser in den Tank geleitet werden, aus dem das Wasser entnommen werden kann. Die Anlage ist inzwischen im Einsatz und wird von den Dorfbewohnern gerne genutzt.
Im Versicherungsbereich ist es noch offen, wie es weitergeht. CRAN sucht derzeit eine Zusammenarbeit mit anderen Versicherungen, da sich bisher keine Geldquelle für die erforderliche Sicherheit aufgetan hat, die zur Beantragung einer eigenen Lizenz zum Versicherungsbetrieb erforderlich ist. Daher kann CRAN keine eigenen Versicherungen mehr vermitteln, sondern braucht einen Kooperationspartner. Im Gespräch sind andere Versicherungen aus der Region, die bereits in Ghana aktiv sind, eine Lösung zeichnet sich aber noch nicht ab.
Für den Kleinkreditbereich läuft jetzt die Suche nach privaten Geldgebern an. CRAN Microfinance hat vor kurzem eine unbefristete Banklizenz erhalten, muss aber bis Mitte 2016 die gesetzlichen Auflagen an die Eigenkapitalausstattung erfüllen. Für den Bankbetrieb ist eine Rücklage von 500 Tsd. Cedis (= 125 TEUR) erforderlich, für jede Filiale weitere 100 Tsd. Cedis, ab der 6. Filiale sind 200 Tsd. Cedis gefordert. CRAN hat derzeit ein Eigenkapital von 427 Tsd. Cedis und sechs Filialen. Der ursprüngliche Wachstumsplan sah eine Ausweitung auf 11 Filialen vor. Wenn es gelingt, das Eigenkapital auf 1 Mio Cedis zu erhöhen (= ca. 170 TEUR neue Einlagen gewinnen) und somit 4 der bestehenden Filialen zu sichern, wäre das schon ein Erfolg!
CRAN möchte in die Dörfer gehen, wo bisher keine Banken sind. Sie wollen den Menschen einen Zugang zum Finanzmarkt ermöglichen und sie im Umgang mit Geld schulen. Dies geschieht, um gemäß der Vision von CRAN „Communities without poverty“ die Armut zu verringern.
Wer diese Vision teilt, gerade eine Geldanlagemöglichkeit sucht und sich eine Beteiligung an CRAN Microfinance (zwischen 1.000 und 20.000 EUR möglich) vorstellen kann, kann sich gerne bei mir vormerken lassen. Sobald mir der Beteiligungsprospekt vorliegt, werde ich ihn zusenden. Zusätzlich werden wir über die Homepage informieren. Es wird eine langfristige Beteiligungsmöglichkeit in Form von Vorzugsaktien (mit Dividende) und Schuldverschreibungen (mit fester Verzinsung) angeboten werden.
Typisches Reistal in der Umgebung von Hohoe
In der Volta-Region hat CRAN in den letzten Jahren (2011-2014) sein fachliches Knowhow intensiv bei einem staatlichen Reisprojekt eingebracht. Reis erfreut sich wachsender Beliebtheit in Ghana, allerdings übersteigt die Nachfrage deutlich die eigene Produktion. So muss Ghana pro Jahr für 500 Mio. US-Dollar Reis importieren. Um den Import aus Asien und Amerika zu verringern, soll der eigene Reisanbau bei guten natürlichen Gegebenheiten u.a. in der Umgebung von Hohoe forciert werden. Gleichzeitig soll das Wissen der Bauern erhöht werden und formale Bauerngruppen als Interessensvertretungen entstehen. Dieses Projekt wird von der französischen Entwicklungshilfe bezahlt, für die Umsetzung ist zunächst das ghanaische Landwirtschaftsministerium verantwortlich. Im Laufe der drei Projektjahre trug CRAN zur Gründung von 50 Reisfarmergruppen mit 1.457 Mitgliedern bei, die in 28 Reistälern (Flussniederungen) beheimatet sind.
2015 startet die zweite Projektphase zur Landentwicklung und CRAN hat es geschafft, erneut als Projektpartner dabei zu sein.
In den ersten Jahren hat CRAN im Sinne ihres Mottos „faith with deeds“ (Glauben mit Taten) in den Projektorten auch christliche Gemeinden aufgebaut. Gutes bewirken und den Glauben zu teilen hat für CRAN immer zusammengehört. Inzwischen sind konkrete Pläne entstanden, um in sieben Dörfern in der Umgebung von Cape Coast neue Gemeinden zu gründen. Oftmals gibt es schon einzelne Christen in den Orten, die nächstgelegene Kirche ist aber weit entfernt. Mitarbeiter von CRAN, die zum Teil schon jetzt ehrenamtlich als Pastoren arbeiten, werden sich hier einbringen.
Seit einiger Zeit arbeitet CRAN in der Western Region mit Microsfere, einer kleinen französischen Hilfsorganisation zusammen, die ähnlich wie CRAN arbeitet. Durch unterschiedliche Maßnahmen wie den Aufbau von Bibliotheken, Kleinkredite oder Trainingsprogramme sollen die Lebensbedingungen in mehreren Dörfern verbessert werden. Bei unserem Besuch im Oktober hatten wir die Gelegenheit, an einem Workshop zur Seifenherstellung teilzunehmen. Dabei haben die Frauen des Dorfs gelernt, aus Palmöl und der Asche von Kakaoschalen – beides gut verfügbar – Seife herzustellen, die sie dann in den umliegenden Orten verkaufen können. Eine einfache Möglichkeit, um zusätzlich Geld zu verdienen!
Und hier das fertige Produkt: Seifenbälle in verschiedenen Größen
Und nun noch zuletzt ein paar wichtige Informationen von unserer Seite:
Die Spendenbescheinigungen sind Mitte März versendet worden. Sollte irgendeine Bescheinigung nicht eingetroffen sein, bitte bei mir melden.
Die diesjährige Mitgliederversammlung wird am 31.10. in Lohmar (Rheinland) stattfinden, die weiteren Details sind noch nicht bekannt. Alle Mitglieder werden wie gewohnt extra eingeladen. Wer aus dem Freundeskreis noch hinzukommen möchte, ist herzlich eingeladen und kann die genauen Informationen bei mir erhalten oder auf der Homepage finden.
Für alle, die gerne im Internet einkaufen, sei noch einmal auf bildungsspender.de hingewiesen: Beim Bildungsspender CRAN auswählen und dann über den Bildungsspender den gewünschten Händler aufrufen – und CRAN erhält einen Teil des Kaufpreises!
Herzliche Grüße im Namen des gesamten Vorstands,
Gerd Eibach
„Der Kommentar“
Ruth Niedermüller hat als Agrarexpertin des GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, ein Bundesunternehmen) CRAN langjährig bei den landwirtschaftlichen Projekten in der Volta-Region unterstützt. Zum Jahresende ist die Unterstützung ausgelaufen. Als „Entwicklungsprofi“ hat sie uns ihre Sicht auf die Zusammenarbeit von CRAN in Ghana und Deutschland geschildert, die ich hier gerne weitergeben möchte.
„Ich möchte den CRAN Freundeskreis ermutigen, mit CRAN Ghana auch in Zukunft engen Kontakt zu pflegen und CRAN Ghana zu unterstützen und dabei meine ich nicht in erster Linie die finanzielle Unterstützung (obwohl diese natürlich auch hilfreich ist), sondern die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf den verschiedenen Feldern.
Der Wert einer Verbindung und Zusammenarbeit einer afrikanischen zivilgesellschaftlichen Organisation und einer zivilgesellschaftlichen Organisation der Industrieländer besteht meines Erachtens nicht in erster Linie in den finanziellen Transfers, sondern in der Partnerschaft auf Augenhöhe. Eine Partnerschaft von zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Afrika/Europa ermöglicht einerseits den Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung und andererseits das Herantragen/Heranführen an die in der westlichen/industrialisierten Welt üblichen Standards in Kommunikation, Organisation, Verwaltung, Finanzen etc. Nach meiner nun mehrjährigen Erfahrung ist es gerade die Unkenntnis bzw. das Nichtbeachten dieser Standards auf afrikanischer Seite, das die Kooperation schwierig gestaltet und Frust auf beiden Seiten erzeugt und auch immer mal wieder dazu führt, dass die eine oder andere Flinte vorzeitig ins Korn geworfen wird. Eine langjährige Partnerschaft zwischen zwei Organisationen fördert gegenseitiges Verständnis und eine Professionalisierung letztendlich auf beiden Seiten und die Integration Afrikas in die „eine Welt“ nachhaltiger als alle Entwicklungsprojekte auf offizieller bzw. Regierungsebene. Ein weiterer Vorteil einer zivilgesellschaftlichen Partnerschaft ist die sehr viel ergebnisoffenere Kooperation: Der Druck, irgendein, nach westlichen Maßstäben nachweisbares Ergebnis (klassisches Beispiel aus der ländlichen Entwicklung: „75% der Kleinbauern erwirtschaften durch das Projekt X ein um 30% erhöhtes Einkommen“) erreichen zu müssen, ist in der Kooperation zweier zivilgesellschaftlichen Organisationen nicht in diesem Maße gegeben; die Organisationen haben die Freiheit, ihre Erwartungen an die lokalen/traditionellen Gegebenheiten anzupassen und auch mal zu scheitern bzw. zu erkennen: so geht’s nicht, wir müssen es anders anfangen. Soviel zur deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit von mir.“