Liebe CRAN-Freundinnen und -Freunde,
wenn jetzt der Rundbrief erscheint, liegt die diesjährige Reise nach Ghana schon einige Zeit zurück. Es war eine sehr bunte Reise, was auch schon daran lag, dass wir diesmal zu viert unterwegs waren und unterschiedlich häufig in Ghana waren. So haben wir diesmal nicht nur die „CRAN-Orte“ besucht, sondern auch die Gelegenheit zu Treffen mit ehemaligen Mitarbeitern genutzt und auch neue Ziele in Ghana entdeckt. Die persönlichen Begegnungen sind immer wieder ein Highlight und von Herzlichkeit und Gastfreundschaft geprägt. Wir werden gerne als Gäste begrüßt und unser Einsatz für die Menschen in Ghana wird sehr geschätzt. Einige Eindrücke zur Reise finden sich im Anhang.
„Geschäftlich“ waren wir in Cape Coast und in der Volta Region unterwegs. Während in Cape Coast die Schulen und CESS-Patenschaften im Mittelpunkt standen, ging es in Hohoe vorrangig um Landwirtschaft.
Erster Höhepunkt in Cape Coast war der Besuch der Anthony Community School, deren Einweihung wir beim Besuch vor zwei Jahren leider verpasst hatten. So haben wir die Schule jetzt im laufenden Betrieb besichtigt. Die Schule ist in gutem Zustand, auch wenn bereits die Frage nach Instandhaltung intensiv diskutiert wird. Wer hat ein Auge für notwendige Kleinreparaturen? Und wer kümmert sich um die großen Anliegen: das Gebäude der Junior High School war vor zwei Jahren schon renovierungsbedürftig und ist jetzt komplett eingestürzt. Für die Schüler gibt es eine Behelfsunterkunft, aber ein Neubau für die drei Klassenräume wäre fällig. Ebenso fehlt noch das Gebäude für die Kindergartenklassen. Die fehlenden Wände beim aktuellen Behelf sind gerade bei den Kleinen ein Problem für die Konzentration: Sobald auf dem Schulgelände etwas Spannendes geschieht (wie ein Besuch von weißen Gästen) ist der Unterricht nicht mehr so spannend. Im Alltag fehlen immer wieder Schulmaterialien. Hier konnten wir aktuell knapp 500 Euro an Sonderspenden überweisen, um ein wenig auszuhelfen, z.B. für Schreibtafeln für die Kindergartenklassen.
Alle Schulleiter, die wir gesprochen haben, wünschen sich auch eine Ausstattung mit Computern. Räume sind teilweise schon vorhanden. Hier sind wir aufgrund der früheren Erfahrungen aber noch zurückhaltend. Gerade in den Dörfern, die direkt an der Küste liegen, setzt das Seeklima den Rechnern massiv zu. Hier ist CRAN aufgefordert, ein vernünftiges Konzept zur Lagerung und Sicherung der Rechner zu entwickeln, so dass eine Investition längerfristig Nutzen stiftet.
Bei allen Schulbesuchen hat sich gezeigt, dass es immer wieder auch kleinere Anliegen gibt, wo CRAN durch die Bereitstellung von Material für den Unterricht oder für Bauten weiterhelfen kann. Es wird dringend wieder jemand benötigt, der sich vor Ort um die Bedarfe kümmert. Von daher sind wir dankbar, dass CRAN ab Juni wieder eine neue Mitarbeiterin hat, die sich sowohl um CESS als auch um Kommunikation und soziale Projekte kümmern soll. Wir werden sie in der nächsten Ausgabe näher vorstellen können.
In den letzten Monaten hat sich Felix, der normalerweise für die Buchhaltung zuständig ist, übergangsweise um die Belange von CESS gekümmert und die Erstellung der Jahresberichte für Cape Coast übernommen. Wir waren mit ihm auch in den verschiedenen Schulen, an denen die meisten Patenkinder lernen. Wir hatten dort die Möglichkeit, uns mit den Schulleitern oder den Lehrerinnen zu treffen, die die Betreuung der CESS-Kinder vor Ort in der Hand haben. Es war beeindruckend, wie gut sie alle im Blick haben.
Und überall war der Wunsch zu vernehmen, weitere Kinder in das Programm aufzunehmen.
In Hohoe stand dann das Reisprojekt (= Pilotprojekt für Reisfarmerinnen zur Errichtung einer Bewässerungesanlage, diezwei Ernten pro Jahr ermöglichen soll) für uns im Mittelpunkt. Es macht einen Unterschied, ob man nur die Baubeschreibung liest oder konkret auf dem Feld die fast fertigen Becken zur Wasseraufbewahrung sieht. Da noch die Wasserleitungen und Pumpen gefehlt haben, konnten wir noch nicht die ganze Anlage bestaunen. Nach den aktuellen Schätzungen werden die letzten Arbeiten im August abgeschlossen werden, CRAN wird die Farmerinnen aber auch in den ersten Monaten der Nutzung noch begleiten. Wir hatten die Gelegenheit, mit einigen der Farmerinnen (und ihren Männern) zu sprechen. Sie schätzen den Nutzen der Anlage wissen um das Privileg, als Pilotprojekt ausgewählt zu sein. Daher wollen sie zum Gelingen beitragen, damit ihr Erfolg Werbung für weitere Projekte sein kann. Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, die an den Schulungen beteiligt sind, brachten uns gegenüber ebenso deutlich ihre Wertschätzung für die finanzielle Unterstützung aus Deutschland zum Ausdruck. Wir hoffen, dass der aktualisierte Zeitplan jetzt eingehalten werden kann und wir demnächst über eine erfolgreiche Inbetriebnahme berichten können.
Eine Ausweitung des Projekts auf weitere Täler ist bisher an den finanziellen Mitteln gescheitert. Auch der Versuch, eine Anschlussfinanzierung vom Land Niedersachsen zu erhalten, ist nicht gelungen, da Niedersachsen die reduzierten Mittel für 2019 gezielt nur in den eigenen Partnerländern einsetzt. Von daher werden wir jetzt erst die Fertigstellung des in Bau befindlichen Bewässerungssystems abwarten und dann weitere Optionen mit CRAN diskutieren.
CRAN selbst ist weiter in einer Konsolidierungsphase. CRAN Microfinance konzentriert sich inzwischen vollständig auf das Geschäft in der Central Region (rund um Cape Coast), hat momentan 22 Mitarbeiter und arbeitet profitabel. Ab wann ausreichende Überschüsse für soziale Projekte verfügbar sind, muss sich zeigen. CRAN selbst hat aktuell einige Chancen, bei verschiedenen Projekten mitzuwirken, aber dies war zum Zeitpunkt der Reise noch offen. Um zusätzliche Einnahmen zu gewinnen, sind jetzt zwei eigene Projekte in Hohoe geplant (Anbau von plantains (= Kochbananen) und Eierproduktion). Die Planungen hören sich vielversprechend an. Ebenso gehen wir davon aus, dass der von uns finanzierte combined harvester (Erntemaschine) in der anstehenden Erntesaison zum Einsatz kommt und auch dadurch weitere Mittel zur Verfügung stehen, damit die Gehälter der CRAN-Mitarbeiter gezahlt werden können.
Bzgl. der künftigen Ausrichtung von CRAN und den Konsequenzen für unsere Zusammenarbeit haben wir wegweisende Gespräche vor Ort führen können, die in den letzten Wochen fortgeführt wurden. Da vieles noch von den notwendigen Entscheidungen Ende September auf der nächsten Mitgliederversammlung (28.09.19 in Marl) abhängt, werden Details erst im nächsten Rundbrief veröffentlicht werden können. Unser Ziel ist es unverändert, dass wir an den verschiedenen Orten mit unseren Mitteln auch weiterhin ein wenig weiterhelfen können und unsere ghanaischen Geschwister so stärken, dass diese mit Leidenschaft unterwegs sind. Danke, dass Sie dabei mithelfen!
Bis zum nächsten Schreiben herzliche Grüße
Gerd Eibach
Nachtrag: Geldanlage gesucht?
Benjamin Turkson, der von 2011 bis 2017 CRAN Microfinance geleitet hat, leitet jetzt eine eigene Bank für Kleinkredite (bluehorizonmoney.com). Um die verfügbare Kreditsumme zu erhöhen, bietet er die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung an. Wer mehr dazu wissen möchte, kann gerne bei mir eine Kurzpräsentation seines Unternehmens anfordern. Alle weitergehenden Details zu einer Beteiligung können dann gerne direkt bei ihm erfragt werden. Kontaktdaten auf Anfrage bei mir.
Raus aus dem Alltag – Reinschnuppern bei CRAN
Für gut zwei Wochen konnte ich meiner Tätigkeit als Fußballtrainer in Ghana entfliehen und zusammen mit meinem Patenonkel Gerd & Co mal genauer anschauen, was CRAN eigentlich macht und wie die laufenden Projekte so vorankommen. Im Rückblick kann ich sagen, dass wir gemeinsam eine superschöne Zeit hatten und das, obwohl der Start etwas holprig verlaufen ist. Ursprünglich hatte ich geplant Gerd, Julia und Rolf am Freitagabend vom Flughafen abzuholen, bis uns das Wetter in Amsterdam einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Dies trübte aber keineswegs die Stimmung, Samstagmittag saßen wir zusammen bei Ben in Accra und ließen uns für die nächsten zwei Tage verwöhnen. Besonders als Freiwilliger, der in den letzten Monaten eher bescheidene Verhältnisse gewöhnt war, tat es gut, die herzliche Gastfreundschaft inklusive eines Gottesdienstes und einer Einführung durch Ben in das Business von Blue Horizon (= Kleinkreditgeschäft) zu genießen. Aber nicht nur in Accra wurden wir mit offenen Armen empfangen. Sowohl in Cape Coast als auch in Hohoe haben sich Sam bzw. die Mitarbeiter von CRAN sehr zuvorkommend um uns gekümmert. Die dabei entgegengebrachte Dankbarkeit von den Partnerschulen des CESS-Programms und den Reisbauern in Hohoe haben mir gezeigt, dass es sich lohnt trotz aufkommender Schwierigkeiten Zeit, Geld und Energie in solche Projekte zu stecken. Ich kann mir durchaus vorstellen mich irgendwann selber dafür zu investieren.
Zwei Dinge haben mich während unser Reise besonders gefreut: Das ausgewogene Verhältnis zwischen touristischen Sehenswürdigkeiten und CRAN-Angelegenheiten, welches für Abwechslung gesorgt hat, und die Dynamik in unser kleinen Gesandtschaft aus Deutschland. Jeder hatte seine Aufgabe. In meinem Fall war das neben dem Fotografieren dafür zu sorgen, die anderen drei an so manche ghanaische Gewohnheit anzupassen und durch das Chaos der Märkte zu lenken. Als abschließendes Highlight haben wir noch zwei Tage in meinem Projektort Bepong in der Eastern Region verbracht. Mir hat es viel Freude bereitet, meine Gäste aus Deutschland so gut es geht mit Verpflegung und Unterhaltung zu versorgen. Ein erklommener Berg und ein Training meiner U-13-Mannschaft stehen dabei zu Buche. An die gewonnenen Einblicke in die Arbeit von CRAN und die gesegnete Gemeinschaft werde ich in Zukunft gerne zurückblicken.
Daniel Knautz (momentan für ein Jahr als Volontär an der Ghana Stormsoccer Academy in Kwahu Bepong, Eastern Region)